: Wenn die Nachbarn guten Umsatz bringen
Einkaufstouristen aus Dänemark geben jedes Jahr rund 900 Millionen Euro auf der deutschen Seite der Grenze aus. Gründe für die Reisefreude der Kundschaft sind vor allem die höheren heimischen Steuersätze
Cola und Bier palettenweise: Dänische Kunden geben in den grenznahen deutschen Supermärkten rund 900 Millionen Euro pro Jahr aus, glaubt man der Industrie- und Handelskammer Flensburg (IHK). Insbesondere sonntags sind demnach Warteschlangen vor den Märkten zwischen Flensburg und Süderlügum (Kreis Nordfriesland) üblich. „Die Sonder-Öffnungszeiten im Grenzhandel sind sehr großzügig“, sagt Dirk Nicolaisen, IHK-Referent für deutsch-dänische Zusammenarbeit.
Begründet wird dieser Einkaufstourismus außer mit den hohen Lebenshaltungskosten in Dänemark auch mit den unterschiedlichen Steuern: Der einheitliche dänische Mehrwertsteuersatz von 25 Prozent liegt deutlich über dem deutschen für Lebensmittel. Auch macht die dänische Alkohol- und Zigarettensteuer das Einkaufen in Deutschland lohnenswert. Nicolaisen zufolge kaufen die dänischen Kunden zunehmend auch feste Brennstoffe, um die heimische Energiesteuer zu umgehen.
In Zusammenarbeit mit den Grenzhandels-Unternehmen werden aus Dänemark inzwischen Bustouren für Einkaufswillige organisiert. Geschäfte stellen dänisch sprechende Kassierer ein, beschriften auf dänisch und zeichnen Preise zusätzlich in Kronen aus. Selbst die deutsche Dosenpfandregelung greife nicht, wenn der Käufer belegen könne, dass er die Ware exportiere.
„Trotz der Wirtschaftskrise ist der Grenzhandel mit dem Jahr 2008 zufrieden“, sagt Nicolaisen. „Es gab keine Einbrüche, sondern eher leichte Zuwächse.“ Es gebe andererseits keine gesicherten Zahlen, wie viele Kunden die Einzelhändler hätten oder wie viele Arbeitsplätze vom Grenzhandel profitieren: „Es ist ein harter Wettbewerb, da rücken die Unternehmen nicht mit Zahlen heraus.“ Bis zu 90 Prozent der Kunden kämen jedoch aus Dänemark, so Nicolaisen. Gäste aus anderen skandinavischen Ländern seien wegen der Entfernung eher auf Fehmarn zu finden. TIMO LINDEMANN