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Archiv-Artikel

Tina Rainfords schwere Stunden

Sie sang… & war ein Star, heute ist sie eine Nummer bei Madame Lothár: Ein Gespräch übers schwere Leben nach dem Ruhm

Von fis

as macht eigentlich . . . die einst im Glitzerkleid durch TV-Sendungen glitzernde, als Christa Zalewski geborene Glitzergöre? Zalewski, polnischer Adel? „Ich war wie ein Blatt in New York City, / ich halt es nicht mehr aus / und will zurück nach Haus. / Silverbird, Silverbird, Silverbird, lass mich fliehen“. Erkannt?

Nach dem Scheitern als Ehepaar und als Schlagerduo Pete&Tina behielt Christa Zalewski den Nachnamen ihres Gatten – und wurde 1976 als „Silverbird“ Tina Rainford bekannt. Sogar international. Sie war die erste deutsche Sängerin, die in Nashvilles Grand Ole Opry auftrat. Ihr Hit verkaufte sich zwei Millionen Mal. Anschließend purzelte Rainford die Karriereleiter genauso flink wieder herab, wie sie diese zuvor erklommen hatte. Jetzt versucht die Sängerin ein Comeback – und gastiert bis einschließlich Sonntag bei Madame Lothár.

taz: Wurden sie von ihrer Familie zum Schlagerstar gemacht?

Tina Rainford: Mein Papa, ein super Tenor, hat stolz alles über mich gesammelt, aber zum Singen musste er mich nicht überreden. Ich entstamme einer Heilsarmee-Familie, da gab es ständig Hausmusik. Und schon mit fünf Jahren sang ich auch in Berliner Clubs für US-Soldaten englische Weihnachtslieder.

Drafi Deutscher gilt ja als ihr Jugendfreund. Warum schrieb er unter dem Pseudonym Renate Valplus „Silverbird“ für sie?

1962, wir waren beide 15 Jahre alt, lernten wir uns in einem Playbackstudio auf der Berliner Funkausstelllung kennen, wurden für einen Talentwettbewerb angeworben, verliebten uns. Drafi kam dann öfter mit der Gitarre mich besuchen und schrieb mir „Keine Schule mehr“.

Ein Teenie-Schlager, den sie als Peggy Peters herausbrachten. Ein Erfolg?

Im Gegenteil. Ich nahm zwar meine erste Schallplatte auf, bekam dann aber bis 1976 nur Texte für 18-Jährige angeboten.

Weil sie so niedlich klein waren?

Vielleicht. Ich bin nur 1,49 Meter groß, aber für die Größe auch richtig proportioniert, sehe als Frau also ganz normal aus.

Weiblich und erwachsen, das war dann „Silverbird“?

Der erste Song, der zu mir passte, ein Teil von mir wurde, und den ich heute noch gern singe. Damals hatten wir ihn zuerst in Englisch herausgebracht. Drafi drängelte: „Mütterchen“, so nannte er mich, „Wencke Myhre und Peggy March stehen schon der Warteschleife für die deutsche Version, mach es lieber selbst.“

Was folgte auf den schnellen Ruhm?

Dann kam die Neue Deutsche Welle, dafür war ich zu alt. Außerdem war ich seit 1970 tablettensüchtig, hatte Bulimie und wurde auch alkoholabhängig. Habe mich dann zurückgezogen. Bin erst nach der Therapie 1989 wieder öffentlich aufgetreten. Mein Club, die Anonymen Alkoholiker, machten mir Mut. Mut, den ich anderen Süchtigen weitergeben möchte. So habe ich mit Jürgen Westphal meine Autobiografie geschrieben. „Wenn Sterne fallen“ erzählt all meine Abstürze und erscheint Anfang Juni.

Warum schlüpfen sie nach all den Abstürzen noch einmal in die Schlagermädchenrolle, während man sich – beispielsweise – als Chanson-Sängerin doch altersgemäßer und angemessener ausdrücken könnte.

Ich habe keinen gefunden, der mir so etwas abkauft. Nicht mal meine Versuche, in Richtung volkstümliche Hitparade zu komponieren, fanden Abnehmer. Aber ich will nicht von irgendwelchen Jobs leben, ich wollte immer nur singen. Jetzt eben auf Schlagerfestivals.

Die als Zombieparaden belächelt werden.

CDs verkaufen sich ja nicht mehr, was soll man machen? Ich habe 50 solcher Auftritte pro Jahr.

Kann man davon leben?

Ohne Designer-Klamotten, großes Auto und all den Schnickschnack: klar. Ich bewirtschafte mit meinem zweiten Ehemann, Kunstmaler Ralph Hedley, eine Finca auf Mallorca.

Da klingelt Tina Rainfords Handy – mit einer wohlvertrauten, silbrig glitzernden Melodie . . . fis