Die SSW-Werft hat kaum eine Chance

Gegen Korea und China helfen nur teure Spitzentechnologie und Lohnverzicht, sagen die Bremer Schiffbau-Spezialisten

Bremen taz ■ Die Schiffbau-Spezialisten Jochen Tholen und Thorsten Ludwig vom Bremer „Institut Arbeit und Wirtschaft“ (IAW) sind Wissenschaftler und mischen sich ungern in die aktuelle Politik ein. Das unausgesprochene Fazit ihrer Expertise über Trends auf dem Schiffbau-Weltmarkt ist aber eindeutig: Es müsste schon ein Wunder geschehen, damit die Bremerhavener SSW-Werft eine Überlebenschance hat.

Laut Analyse ist der europäische Anteil am Schiffs-Neubau zwischen 1998 und 2003 von 24 auf 7 Prozent abgestürzt. Korea baute in derselben Zeit seinen Anteil von 25 auf 48 Prozent aus. In den nächsten Jahren soll China ins Geschäft kommen, acht Kilometer vor Shanghai befindet sich die dann größte Werft der Welt im Bau. Der Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt wird zwischen Korea und China ausgefochten, erklärten die Experten. Die Preise liegen nach einer Aufstellung des Bundeswirtschaftsministeriums 20 Prozent unter denen westeuropäischer Werften. Nachbarstaaten wie Frankreich oder England haben Staatswerften und finanzieren die mit Militäraufträgen.

Wenn – wie die Bremerhavener SSW-Werft das vorhat – ausgerechnet auf dem lohnkostenintensiven Terrain des Containerschiff-Baus eine deutsche Werft eine Chance haben soll, so Tholen, dann gebe es dafür zwei Voraussetzungen: Erstens ein hohes technologisches Niveau, wie es etwa bei den Aker-Werften in Warnemünde und Wismar erreicht worden sei. Und zweitens enge Kooperation mit anderen Werften – auch Produktionsbetrieben in Ländern, in denen die Lohnkosten deutlich niedriger sind. Beides aber kann die SSW-Werft nicht vorweisen. Seit Jahren ist kaum investiert worden, und bei den Verhandlungen über eine deutschen Werften-AG geht es um Hamburg und Kiel, nicht um Bremerhaven.

„Härtefallregelungen“ heißt das heute, wozu die IG Metall beim Vulkan-Konzern Mitte der 90er-Jahre noch nicht bereit war: Allein durch deutlichen Lohnverzicht retten die Schiffbauer seit Jahren einen Rest ihrer Arbeitsplätze. „Bei bestimmten Werften ist es eben schwieriger als schwierig“, formuliert Tholen das Problem der SSW-Werft. kawe