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Archiv-Artikel

London: Folterbilder gefälscht

Laut britischer Regierung sollen die Fotos, die britische Soldaten bei Misshandlungen von Gefangenen zeigen, nicht aus dem Irak stammen. Rechtliche Schritte erwogen

LONDON rtr/dpa/afp/ap ■ Die von einer britischen Boulevardzeitung veröffentlichten Fotos der angeblichen Misshandlung irakischer Gefangener durch britische Soldaten wurden „kategorisch nicht im Irak aufgenommen“. Dies erklärte der für die Streitkräfte zuständige Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Adam Ingram, gestern in London.

Nach den bisherigen Untersuchungen liegen laut Ingram „starke Anhaltspunkte“ vor, dass die Fotos gefälscht seien. Weitere Einzelheiten der noch laufenden Untersuchungen nannte Ingram unter Hinweis auf mögliche strafrechtliche Verfolgungen nicht. Die Zeitung Daily Mirror, in der die Fotos veröffentlicht wurden, forderte er zur „Ehrlichkeit“ auf. Chefredakteur Piers Morgan hatte behauptet, die Fotos seien echt.

Kanzler Schröder hat sich zufrieden über den Umgang der USA mit den Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten geäußert. „Für die Kraft der US-Demokratie spricht, dass und in welcher Weise man sich sofort an die Aufklärung gemacht hat“, so Schröder gestern.

Fünf irakische Frauen, die seit Monaten als einzige weibliche Gefangene im Gefängnis Abu Ghraib einsitzen, sollen demnächst freigelassen werden. Dies sagte das Regierungsratsmitglied Radscha Chusai gestern. Der neue US-Verantwortliche für die irakischen Haftanstalten, General Geoffrey Miller, habe ihr die Freilassung zugesichert.

Die italienische Militär-Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen möglicher Folterungen im Gefängnis von Nassirija im Südirak eingeleitet. Nach Aussagen italienischer Soldaten wurden Gefangene in dem von irakischen Polizisten geführten Knast geschlagen.

Unterdessen sind gestern im Irak die Kämpfe zwischen der US-Armee und aufständischen Schiiten erneut ausgebrochen. In Kerbela waren am Morgen nahe der Imam-Hussein-Moschee Schüsse zu hören. Laut Augenzeugen haben Milizionäre des rebellierenden Schiitenführers al-Sadr einen US-Panzer angegriffen und beschädigt.

In Nadschaf griffen gestern Nacht mehr als 40 Rebellen eine Polizeistation an und nahmen den Polizeichef als Geisel. Als US-Panzer auffuhren, ließen sie die Geisel frei.