: Ein Hort der Sorgen
Rahlstedter Mutter fiel beim ersten Kita-Wartelistensuchlauf durch. Als Alleinerziehende braucht sie dringend den Platz. Kita-Amt in der Bildungsbehörde verspricht weiter, dass alle berufstätigen Eltern dieser Tage einen Hortschein erhalten
von KAIJA KUTTER
Die Sommerferien und die Einschulung der ABC-Schützen nahen. Deshalb zog die Bildungsbehörde beim Kita-Wartelistensuchlauf am 13. Juni alle Hortanträge vor. Angeblich, so verkündete sie am vergangenen Freitag, sind alle Berufstätigen mit einem Platz für die Kinderbetreuung nach Schulschluss versorgt. Brigitte Kaiser aber nicht.
Die Rahlstedter Mutter hat nun ein richtiges Problem. Entweder muss sie den höheren unsubventionierten Preis von 463 Euro zahlen oder ihren Sohn Friedrich nicht zur Schule schicken. Der Kleine wird im Juli sechs Jahre alt und sollte nach Einschätzung von Pädagogen eingeschult werden.
Kaisers Fehler: Sie stellte den Antrag zwar ein knappes Vierteljahr vor Schulanfang, aber doch relativ spät am 2. Juni. „Ich war davon ausgegangen, dass das bei mir als Alleinerziehender ein Selbstgänger ist.“ Doch ihr Sachbearbeiter im KTB-Sachgebiet Wandsbek eröffnete ihr vorigen Donnerstag am Telefon, dass sie zunächst keinen Hortschein bekomme. Er könne ihr nicht sagen, wann sie den erhalte. Wahrscheinlich müsse sie drei Monate warten und solange den Vollpreis zahlen. Kein Problem sei es dagegen, den bisher genutzten Zehn-Stunden-Kita-Ganztagsplatz um ein Jahr zu verlängern.
„Das ist doch absurd. Wenn ich meinen Sohn nicht zur Schule schicke und auf dem teureren Platz lasse, zahle ich nur halb so viel“, empört sich die Juristin, die nun erwägt, beim Verwaltungsgericht zu klagen: „Ich halte dies für rechtswidrig. Für Alleinerziehende muss es einen Bestandsschutz geben.“ Müsste sie ihren Job aufgeben, wäre es auch zum Nachteil für den Staat, dem sie als Single kräftig Steuern zahlt.
Glaubt man Kita-Amtsleiter Bernd Heinrich, ist Kaiser ihre Sorgen bald los, weiß nur noch nichts davon. Heinrich bleibt dabei, dass sämtliche Hortanträge von Berufstätigen jetzt bewilligt wurden. So seien am Mittwoch weitere 37 Scheine für Anträge, die „nachgekleckert“ waren, ausgegeben worden.
Ob Brigitte Kaiser dabei ist, konnte sie gestern nicht erfahren. Das Telefon ihres Sachbearbeiters war besetzt.