Kleines Huhn gerupft

Am Montag schließt die Kinderbuchhalle „Kolibri“, obwohl ein Förderverein sie „kostenneutral“ weiterführen will

Es klingt paradox: Ein erfolgreiches Beispiel für Public-Private-Partnership in Hamburg läuft aus, weil die Leiterin der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB), Hella Schwemer-Martienßen, auf jährlich 30.000 Euro Privatzuschüsse verzichten will.

Natürlich ist der Sachverhalt komplexer, als diese Darstellung scheinen lässt. Die durch einen Förderverein mitgetragene Kinderbücherei „Kolibri“ am Mittelweg, die am Montag geschlossen wird, ist Opfer eines neuen Kinderbibliothekskonzeptes der HÖB. Zur Konsolidierung ihres Haushaltes sehen sich die HÖB gezwungen, unter anderem die Bücherhalle in den Grindelhochhäusern zu schließen (taz hamburg berichtete). An deren Stelle soll eine zentrale Modell- und Projekt-Bibliothek für Leser bis 12 Jahren eingerichtet werden.

Der „Kolibri“-Förderverein will aber die Nähe zu Grundschulen und Kindergärten am Mittelweg nicht aufgeben und kündigt für den Fall der Integration des „Kolibri“-Bestandes in die neue Grindel-Bibliothek jegliches weitere Engagement zugunsten der HÖB auf. „Frau Schwemer-Martienßen muss akzeptieren“, so die Vereinsvorsitzende Johanna von Hammerstein, „dass ehrenamtliches Engagement auch aus einem Eigeninteresse heraus erfolgt und nicht beliebig transferierbar ist.“

Als Alternative zu Schließung und Fusion schlug die HÖB-Leitung die Privatisierung von „Kolibri“ vor, die dann durch den Förderverein getragen würde. Die HÖB würden Hilfestellung bei dieser Neugründung, Mobiliar und einen Grundbestand diverser Medien gewähren. Allerdings sieht sich der Förderverein nicht imstande, diese Restrukturierung zu leisten, und machte das Angebot, „Kolibri“ als „Bonsaibibliothek“ nur noch zwei Tage pro Woche zu öffnen und mit komplett privat erbrachtem Jahresetat weiterzubetreiben.

Für Schwemer-Martienßen ein unrealistischer Vorschlag: „Momentan liegen die Betriebskosten bei 130.000 Euro, ein erheblicher Teil davon sind allerdings Fixkosten, die aufgebracht werden müssen, um die Anbindung der Bibliothek an die HÖB zu garantieren. Ich bin mir bewusst, dass die Maßnahme nicht gut ankommt und ich dafür in die Pfanne gehauen werde, aber die Weiterführung der ‚Kolibri‘-Bücherei als Teil der HÖB ist für 30.000 Euro nicht machbar. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass die Projekt- und Modell-Bücherhalle für Kinder ein Erfolg wird.“

Johanna von Hammerstein vom Förderverein teilt diese Meinung nicht, gibt sich aber versöhnlich: Bei der Akquirierung neuer Public-Private-Partnerships sei man der HÖB zu helfen bereit. JAKOB KIRCHHEIMER