WOLFFSOHN AUF N-TV, 5. MAI 2004

„Im Antiterrorkampf gibt es kein wirklich wirksames Kriegsrecht. Als eines der Mittel gegen Terroristen halte ich Folter oder die Androhung von Folter für legitim, weil der Terror im Grunde genommen mit den normativen Grundlagen – also mit der Bewertungsgrundlage unserer zivilisierten Ordnung – überhaupt nichts mehr zu tun hat. Wenn wir da mit Gentlemanmethoden versuchen, den Terror zu kontern, werden wir scheitern. Auch der Abschreckungseffekt gegenüber Terroristen wäre gleich null. Aber bei normalen Kriegsgefangenen ist so etwas inakzeptabel. Wir sind in der schrecklichen Situation, dass die Brutalisierung der Kriegführung ebenso wie des Terrorismus so dramatisch zugenommen hat, dass die Rechtsordnung bislang überhaupt keine Antwort darauf gefunden hat.Wir können nicht so tun, als ob wir auf einer Insel der Glückseligen wären. Wir kommen mit den herkömmlichen Mitteln der Bekämpfung des Terrorismus nicht aus.“

Zur Frage, ob er das den Soldaten an der Bundeswehrhochschule auch vermittle: Ich muss zunächst erst eine Diagnose machen, bevor ich die Therapie einleite. Wir müssen zunächst feststellen, dass wir die Bekämpfung des Terrorismus bisher nicht in den Griff bekommen haben. Zweitens muss man – das ist die Freiheit der Wissenschaft – alle denkbaren Optionen auch durchdenken. Und zwar auch laut durchdenken. Wir sind in einer völlig neuen welthistorischen Situation. Wir müssen ganz neu denken und dann zu Schlussfolgerungen kommen, die uns vielleicht nicht gefallen. Ich denke laut nach, und ich denke, dass das zu wenig Menschen tun.“