: Schul-Assistent lief bei Kameradschaft mit
Marco B. arbeitete am Göttinger Max-Planck-Gymnasium – bis gestern. Dann wurde er von Landesschulbehörde freigestellt. Bei einem Rechtsrock-Konzert soll er einen Mann geschlagen und getreten haben
Weil der Richter krank ist, verzögert sich das Strafverfahren gegen Marco B. wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht im thüringischen Pößneck. Nach den Schulferien hat der Angeklagte jetzt aber ein anderes Problem. Der Rechtsextremist wird arbeitslos. In Göttingen war er am Max-Planck-Gymnasium als Schul-Assistent angestellt – bis gestern. „Er ist freigestellt“, erklärte am Montagnachmittag Susanne Strätz, Pressesprecherin der niedersächsischen Landesschulbehörde.
Während die Schulbehörde sich mit dem Fall beschäftigte, hielt sich der Schulleiter des Gymnasiums mit Stellungnahmen zurück. „Zum jetzigen Zeitpunkt möchte die Schulleitung nichts sagen“, ließ er verlauten. Eine Sekretärin erklärte: „Als Schul-Assistent unterstützt Herr B. die Lehrer, aber er ist nicht pädagogisch tätig.“
Die Schulbehörde, bei der der 30-jährige Marco B. angestellt ist, strebt nun eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses an. „Die Schule darf er aber ab jetzt schon nicht mehr betreten“, sagte Behördensprecherin Strätz. Rechtsextremes Gedankengut habe an Schulen nichts zu suchen.
Bei dem Prozess in Pößneck wirft die Staatsanwaltschaft Marco B. vor, im April 2005 einen Mann angegriffen zu haben. Mitten in der thüringischen Kleinstadt richteten damals Neonazis um das NPD-Bundesvorstandsmitglied Thorsten Heise im „Schützenhaus“ ein Rechtsrockkonzert aus. Star des Abends: Micheal Regener alias Lunikoff. Über 1.000 Fans waren zum „Schützenhaus“ gekommen, das dem Hamburger NPD-Chef Jürgen Rieger gehört. Die Staatsanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass Marco B. zusammen mit vier weiteren Tätern bei dem Konzert eine Mann geschlagen und getreten hat.
Fotos von Aufmärschen belegen, dass Marco B. fest in der Szene verankert ist. Meist läuft er bei der „Kameradschaft Northeim“ mit, Mikrofon geschultert, Ordnerbinde am Arm. Der Sprecher einer Antifa-Initiative aus Göttingen berichtet, Marco B. sei außerdem NPD-Mitglied. Unter seinem Namen wurde ein Spendenkonto für den rechtsextremen Liedermacher Michael Müller aus Bad Lauterberg eröffnet, weil dieser Geld für eine ärztliche Behandlung brauchte.
Im November 2008 lösten Bekannte von Marco B. einen Polizeieinsatz aus. In einer Göttinger Striptease-Bar schoss einer von ihnen mit einer Pumpgun auf den Betreiber, später warf die fünfköpfige Gruppe Molotow-Cocktails (die taz berichtete).
ANDREAS SPEIT