Liebe, Melancholie und andere Drogen

Im Ausland zeigen Vert, Anne Laplantine, Robert Lippok und nicht zuletzt Casiotone, wie poetisch elektronische Musik sein kann. Mit Esoterik und bearbeiteten Walgesängen hat das nichts zu tun

Drogen 4: Vert, Anne Laplantine, Robert Lippok und Casiotone for the painfully alone. Ausland, Lychener Str. 60Samstag, 28. Juni, 21.30 Uhr

Für manche mag es seltsam klingen, wenn elektronische Musik Emotionen verspricht, die anderes als Wut und Genervtsein über bollernde Bässe und frickelige Störgeräusche verheißt. Die nächste Idee, die einem kommt, ist Esoterisches, das auf bearbeitete Walgesänge schließen lässt. Aber zum Glück sind das nur Vorurteile, und wir sind ja immer dazu bereit, diese über Bord zu schmeißen. Zumal bei einem Abend wie heute im Ausland, wenn man sich aus vielen Stimmungen eine aussuchen kann.

Etwa Casiotone for the painfully alone. Das ist Owen Ashforth. Der Name seines Projekt sagt eigentlich schon alles. Man ahnt was kommt, ein Zurück gibt es trotzdem nicht. Mit seinen zahlreichen Keyboards, jedes mit einem speziellem weinerlichen Sound, verführt er dazu, in die melancholische Welt der Einsamen und Unverstandenen einzutreten. Die durch näckische „Tschtschs“ und „Uhuhs“ angereicherten Minimalklänge sind wunderbare Popextrakte, die einem das Herz aufreißen. Die charmanten Texte lassen jedoch nicht einmal die Idee von Selbstzerstörung aufkommen. Schon huscht einem ein Lächeln über die Lippen, während Owen sich des Nachts liebevoll mit einer kleinen Maus in seiner Küche beschäftigt.

Adam Butler alias Vert wurde vor allem durch seine intelligente und humorvolle Interpretation von Keith Jarretts schwulstigem „The Köln Konzert“ bekannt, für das er lediglich die ersten fünf Noten des Originals im ersten, der fünfteiligen Interpretation benutzte. Der Multiinstrumentalist reichert gerne weiche Melodieschnipsel mit Leerstellen an und reibt sie an synthetische Rhythmen. Niedliche Spielzughubschrauber scheinen durch die liebliche Soundlandschaft zu flirren. Flöten verebben im Nichts. So enstehen zwischen Disco-Streichern und eingängigen Melodien immer wieder Momente, in denen alles zu erstarren scheint und man meint, ein einziger zärtlicher Kuss könne dem Ganzen wieder Leben einhauchen.

Wären da noch die Französin Anne Laplantine und Robert Lippok von To Roccoco Rot. Aber hört doch selbst.