: Und immer an den User denken
München leuchtet. Als Stadt. Als Bayernmetropole. Und im Internet. So ein schöner Online-Auftritt, fand da auch das Fachblatt „Focus“: klar, bieder, benutzerfreundlich. Doch plötzlich machte das Schwesterblatt „Tomorrow“ www.muenchen.de schlecht
aus München JÖRG SCHALLENBERG
Das war hart: „muenchen.de – setzen, sechs!“ titelte der Lokalteil der Süddeutschen Zeitung im März über den Internet-Auftritt der bayerischen Landeshauptstadt. Die sich doch so gern als Weltstadt mit Herz begreift. Und sogar leuchtet, jedenfalls auf den überregional eher unbekannten und jetzt wohl dem Untergang geweihten Münchner Seiten der Frankfurter Allgemienen Sonntagszeitung.
Doch auch so wunderte das gnadenlose Urteil viele Nutzer der Stadt-Seiten. Denn eigentlich galt die gelb-weiße Homepage zwar unter Fachleuten als bieder, aber dafür doch auch als übersichtlich, umfassend und benutzerfreundlich: München, eben.
Doch was sollte man noch sagen, wo doch das Internet-Fachblatt Tomorrow die Online-Angebote der wichtigsten deutschen Städte getestet hatte – und da landete München eben auf dem zehnten und letzten Platz. Weder in den Bereichen „Rathaus online“, „Tourismus“, „Freizeit“ oder „Benutzerfreundlichkeit“ konnte www.muenchen.de entscheidend punkten.
Merkwürdig schien allerdings schon da, dass fast zeitgleich zum Tomorrow-Test auch die Computerzeitschrift Chip ein Ranking mit dem Titel „E-Town – Deutschlands digitale Hauptstädte“ veröffentlichte, bei der München plötzlich wieder in der Spitzengruppe lag. Was ohnehin auch eine groß angelegte Studie des Bremerhavener Informatikprofessors Edgar Einemann bestätigt hatte, der bereits im September 2002 im Auftrag des Focus einen umfassenden Test des Internet-Auftritts von 77 deutschen Städte durchführen ließ. Auch bei ihm lag München gut im Rennen, im Bereich „Bürgerservice“ sogar gemeinsam mit Hamburg auf Platz 1. – Was war also in der Zwischenzeit geschehen? Götterdämmerung in wenigen Monaten, auch wenn sich muenchen.de über den Winter kaum verändert hatte?
Ein möglicher Erklärungsversuch: Der Focus gehört bekanntermaßen der Verlagsgruppe Burda. Tomorrow über die Tomorrow Focus AG mittelbar auch. Und nachdem nun Burdas Focus positiv über den München-Auftritt im Internet berichtete hatte, versuchte die Verlagsgruppe offenbar, mit den Machern der Seite ins Geschäft zu kommen. So sollen Unterhändler von Burda Vertretern von muenchen.de am 13. Januar 2003 angeboten haben, dass ja auch die Tomorrow-Focus AG die Inhalte für muenchen.de liefern könnte. Oder das Portal gleich selbst betreiben. München jedoch lehnte dankend ab.
Zwei Monate später dann landet München bei Tomorrow abgeschlagen auf dem letzten Platz. Sollte das vielleicht ein gut gemeinter Hinweis darauf sein, dass die Seite vielleicht doch noch einmal gut überarbeitet werden sollte? Am besten von der Tomorrow-Focus AG?
Firmensprecherin Adriane Meynert hält das für ausgeschlossen. Verhandlungen mit der Stadt München? – „Davon weiß ich nichts. Wir sind einer der größten Inhalte-Lieferer in Deutschland und führen viele Gespräche.“ In München ist man derweil nicht untätig geblieben: Nächstes Jahr soll der Online-Auftritt runderneuert werden. Ohne Burda.