piwik no script img

Archiv-Artikel

Zahllose Sonnenbrillen

Nenn sie nicht retro: „The Warlocks“ hängen im Molotow ausgewählten Episoden der Rockgeschichte nach

Es sind die ganz großen Referenzen, die regelmäßig herhalten müssen, wenn The Warlocks einzusortieren sind. Eine Strichprobe unter verfügbaren Rezensionen ihrer Alben, vor allem aber Konzerte ergab: In gut acht von zehn Fällen finden die frühen Velvet Underground Erwähnung, weniger häufig folgen die Rolling Stones zu „Sympathy for the Devil“-Zeiten. Wenn es etwas moderner sein darf, ist gerne die Rede von Spacemen 3 und ihren Neo-Spacerock-Epigonen oder auch den Lederjackenazubis des Black Rebel Motorcycle Club.

Womit das Klangbild, ach was, die Gesamtästhetik des Septetts aus Los Angeles umrissen wäre: ROCK in mehr sehniger denn muskulöser Sixties-Spielart, „unter Einsatz von mehreren Schlagzeugern, vier Gitarristen, einer Sitar und unzähligen Sonnenbrillen“, wie der britische Guardian schrieb.

Dahingestellt, ob die Band mit ihrer Selbstverortung – „wir leben in den 80ern“ – richtiger liegt: Der bloße Nachweis alter Zutaten besagt nicht ohne weiteres etwas über die, nun ja, Relevanz des Ergebnisses. Gerade nämlich, als zweite Ermüdungserscheinungen die Runde machen, befeuern The Warlocks den mittleren Retro-Rock-Hype der vergangenen Jahre nun nochmal. Und spätestens, wenn ihr zweites Album Phoenix demnächst bei den Eklektikern von Mute wiederveröffentlicht wird, dürfte die Band ein Thema auch außerhalb einschlägiger Samthosen- und Wasserpfeifen-Zirkel werden. ALEXANDER DIEHL

heute, 21 Uhr, Molotow