: Der gute Rat des „Tigers“
Profiboxer Dariusz Michalczewski ist im Herbst in Bremen – auf Einladung der Polizei
taz ■ Der Tiger und Boxweltmeister schlägt neue Saiten an: Im Herbst wird Dariusz Michal-czewski (Foto), in 48 Kämpfen ungeschlagener Weltmeister im Halbschwergewicht, sich in den Dienst der Bremer Polizeiprävention stellen – und dabei gezielt die eingewanderten Osteuropäer ansprechen. Junge Männer also, deren Probleme mit und in Deutschland spürbar sind – und zunehmend auch ausgesprochen werden.
„Diese jungen Männer haben ein sehr eigenes Verhältnis zu Gewalt“, sagen PolizistInnen, PolitikerInnen und Ausländerbeauftragte gleichermaßen - Menschen, die es wissen müssen. . Doch konkrete Belege dafür gibt es wenige. Statistiken etwa. Hauptgrund: Diese Gruppe von Zuwanderern hat die deutsche Staatsangehörigkeit und wird nicht gesondert gelistet.
Die Deutsche Staatsangehörigkeit hat auch der in Polen geborene Dariusz. Und: „Den Schlüssel, um diese jungen Leute zu erreichen.“ Da ist sich seine polnische Managerin Graczyna Drazba sicher. „Dariusz hatte selbst eine schwere Kindheit. Ihm hat der Sport geholfen. Er weiß, dass er Verantwortung hat – und er übernimmt sie“, sagt Drazba.
Tatsächlich hat der 35-jährige Profiboxer den Bremer Jugendbeauftragten der Polizei, Frank Kunze, verdutzt, als er bei einem ersten Kontakt im Polizeipräsidium offen erzählte: „Hätte ich durch den Sport nicht so viel Unterstützung bekommen, wäre ich vielleicht selbst auch kriminell geworden“ – wie manche von Michalczewskis früheren Freunden.
Am sportlich orientierten Anti-Gewalt-Akt der Bremer Polizei teilzunehmen, war für den Boxer deshalb eine klare Sache, heißt es. Ausgebrütet wurde diese Idee übrigens beim Städteaustausch Danzig-Bremen. Sie soll dem langjährigen Boxer aber möglicherweise auch den Weg in eine eigene Zukunft nach dem Profileben weisen. In einem Bereich, wo er Sport und Soziales vielleicht verbinden kann.
48 Mal hat Michalczewski den WM-Titel bisher erfolgreich verteidigt. Gelingt ihm das zwei weitere Male, dann wird er den legendären, weil in 49 Kämpfen unbesiegten US-Weltmeister Rocky Marciano, überrundet haben. Dann wäre dem gelernten Tischler und Polsterer Dariusz Michalczewski der Eintrag ins Guinness-Buch sicher – und das Ende seiner Profi-Karriere absehbar. Schon hat Dariusz eine Stiftung gegründet, die sich im deutsch-polnischen Grenzstädtchen Gubin oder Guben den Problemen rechtsradikaler Jugendlicher zuwendet. Gemunkelt wird auch vonseiner Hoffnung auf eine Fernsehshow.
Zuerst aber soll er an die Weser kommen. „In eine große Disko und in die Stadthalle“, plant der Polizei-Jugendbeauftragte Kunze. Er hofft, dass Michalczewski dort viel mit den jungen Besuchern redet. Dass er bei seinem Bremen-Besuch auch singen wird – eine ganz neue Qualität – dass scheint der Boxer bislang vor allem selbst zu planen.
Eva Rhode