: Offen und sachkundig
Kölns Kulturdezernentin Marie Hüllenkremer ist im Alter von 61 Jahren gestorben. Zuletzt agierte sie glücklos
Marie Hüllenkremer gilt als „Erfinderin“ der Bewerbung um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas 2010“. Am Sonntag, im Endspurt der Bewerbung, ist Kölns Kulturdezernentin nach langer leidvoller Krankheit gestorben.
1998 wurde Hüllenkremer von der damaligen SPD/CDU-Mehrheit in ihr Amt gewählt. Ihre Wahl war der Einfall des damaligen SPD-Spitzenpolitikers Klaus Heugel. Ob er die Journalistin dem Hause M. DuMont Schauberg abwarb oder ob sie ihm aufgedrängt wurde, darüber wird bis heute gerätselt.
Hüllenkremer wurde 1943 in Eupen/Belgien geboren. Als Journalistin begann sie bei den Aachener Nachrichten, wo sie nicht nur ihrer Haare wegen bald den Spitznamen „rote Marie“ erhielt. Sie arbeitete bei art, in der Kulturredaktion des Kölner Stadt-Anzeigers und beim ZEIT-Magazin. 1992 kehrte sie als Vize-Chefredakteurin zum Stadt-Anzeiger zurück.
Keiner Partei zugehörend, als Journalistin ohne Erfahrung in Politik oder Verwaltung, fiel es ihr im neuen Amt nicht leicht, sich gegen die Skeptiker durchzusetzen. Doch mit Sachwissen, Kommunikationsfähigkeit und Offenheit erwarb sie sich Respekt. Sie arbeitete lieber leise als mit öffentlichem Donner.
OB Fritz Schramma würdigte die „herausragende Persönlichkeit“: „Wir mussten uns zu Beginn meiner Amtszeit sicherlich zunächst zusammenraufen, aber mit zunehmender Dauer wurde unser Verhältnis immer freundschaftlicher.“
Die Realität sah etwas anders aus: Aus dem Rathaus bekam die Dezernentin immer wieder Gegenwind. Nachdem CDU und FDP 1999 die Mehrheit im Rat übernahmen, fehlte ihr die Hausmacht. So unterlag die anerkannte Kunstkennerin, die nichts von spektakulären, aber inhaltsleeren Events hielt, wiederholt Wirtschaftsdezernent Klaus-Otto Fruhner (CDU). Gegen ihren Willen konnte Gunter von Hagens seine „Körperwelten“ auf dem Heumarkt zeigen. Auch die bombastische Milleniumsfeier war nicht ihr Geschmack. Als sie die Schweizerin Barbara Mundel zur Kölner Bühnenchefin machen wollte, bügelte Schramma sie ab: Dessen Absage blamierte Köln und die Kulturdezernentin international. Wenig Freunde machte sie sich auch, als sie Schrammas Sparplänen widersprach: Statt geforderter 7,5 Millionen Euro legte sie nur ein Sparkonzept über 4,4 Millionen vor. Der OB sprach von „Arbeitsverweigerung“.
Marie Hüllenkremer wurde 61 Jahre alt. Jürgen SCHÖN