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Archiv-Artikel

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Immer wieder ein gern genommener Aufreger: Die Saatkrähe. Naturfreunde nehmen sie in Schutz, Bauern und Anwohner sind dagegen eher genervt und gründen Bürgerinitiativen

von LENA BLENCKNER

Sie schmälern die Ernte vieler Bauern, nisten sich oft in Wohngebieten ein und machen dabei einen Höllenlärm: Krähen sind auch in diesem Jahr für manche Schleswig-Holsteiner und Hamburger eine Plage. Die meisten müssen sich jedoch damit abfinden: Die Saatkrähe steht unter Artenschutz. Für Umweltfreunde sind die Krähenschwärme unvergleichbare Naturschauspiele.

Alles andere als beliebt sind die schwarzen Schreihälse bei Christian Clement. Seit zwei Jahren ist der Landwirt aus Schwedeneck (Kreis Rendsburg-Eckernförde) besonders auf der Hut. Rund 400 Lämmer erblicken auf seinem Hof Jahr für Jahr das Licht der Welt. Manchmal sind die Krähen jedoch schneller bei den Neugeborenen als die Mütter selbst. „Die hacken den Lämmern die Augen aus und haben es auch auf die Eingeweide abgesehen“, erzählt Clement.

Da er nicht über genügend Stallmöglichkeiten verfügt, muss er seine Lämmer schon zwei bis drei Tage nach der Geburt wieder auf die Wiesen lassen. „In diesem Jahr war ich bei 15 Lämmern nicht rechtzeitig zur Stelle“, sagt der Landwirt. Nach der Lammzeit im April ist das Krähenproblem in Schwedeneck aber noch lange nicht vom Tisch. Zwar lassen die Vögel Clements Tiere in Frieden, haben dafür aber die ausgesäte Wintergerste seines Nachbarn im Griff. Noch vor zwei Jahren ging die Krähenplage die beiden Bauern nichts an. Da nisteten die 500 Vögel im Nachbarort. Bis es sich dort ein Uhu bequem machte. „Und wo Uhus sind, sind keine Krähen“, erklärt Clement.

Den Uhu als Krähenschreck hat auch die Stadt Bad Oldesloe für sich entdeckt. Zumindest schaffte es Uhu „Gottfried“, die Krähen aus dem Stadtpark zu vertreiben, wo sie jahrelang für Krach sorgten. Nun haben die Vögel andere Stadtgebiete zu ihren Plätzen erkoren.

Von einer Krähenplage im Norden will Ingo Ludwichowski dagegen nichts wissen. „Die Bestände von Saatkrähen sind bei uns seit zehn Jahren stabil“, sagte der Landesgeschäftsführer vom Naturschutzbund (NABU) Schleswig-Holstein. Vielmehr glaube er, dass die Menschen übertreiben, wenn sie von Plagen sprechen. Außerdem lebten die Einwohner von Preetz (Kreis Plön) zum Beispiel ganz friedlich mit rund 800 Krähen.

Dem Hamburger Rüdiger Hagelberg waren schon 100 Vögel zu viel. Da er auf dem Balkon seiner Eigentumswohnung in Niendorf vor lauter Krähenlärm oftmals sein eigenes Wort nicht mehr verstand, gründete er im vergangenen Jahr gemeinsam mit ebenfalls betroffenen Nachbarn eine Bürgerinitiative. „Das war ein ganz großer Erfolg für uns“, sagt Hagelberg.

Auf engstem Raum hatten die Krähen rund 50 Nester in einer kleinen Parkanlage in unmittelbarer Nähe eines Wohngebietes und eines Pflegeheimes gebaut. Nachdem das Bezirksamt Eimsbüttel Anfang des Jahres auf Drängen der Bürger einige Bäume gefällt und andere gestutzt hatte, zog es den Schwarm in diesem Jahr nicht wieder nach Niendorf. „Die Krähen haben sich andere Orte gesucht. Zum Glück sind sie aber nicht geschlossen abgewandert“, sagt Hagelberg. Wichtig sei ihm gewesen, dass die Erleichterung in seinem Wohngebiet nicht auf Kosten anderer gehe: „Einzeln sind die Tiere ja erträglich.“