piwik no script img

Archiv-Artikel

was macht eigentlich ...Schweden?

Alte Möbel ablehnen

Von AW

Da sammelt ein Mensch sein schillerndes Leben lang mit Hingabe Historisches, Gründerzeitliches, richtet ein, zwei Museen ein – und schließlich will niemand etwas davon haben. 14 Monate nach dem Tod Charlotte von Mahlsdorfs, genauer Berlins berühmtesten Transvestiten, hat das schwedische Kultusministerium nun bekannt gegeben, dass es das Mahlsdorf’sche Gründerzeit-Museum in Porla, Mittelschweden, nicht übernehmen werde. Noch zu Lebzeiten hatte von Mahlsdorf vergeblich versucht, die von ihr gekaufte Gründerzeit-Immobilie „Villa Hamilton“ in der abgelegenen Ortschaft Porla im Bezirk Örebro in eine staatliche Einrichtung zu verwandeln. Die während eines Berlin-Besuchs im April 2002 im Alter von 74 Jahren verstorbene Charlotte hatte ihre Sammlung gründerzeitlicher Möbel und Raritäten kurzerhand dem schwedischen Staat testamentarisch vermacht. Doch Stockholm lehnte dieses Erbe nun ab, wohl eingedenk der Kosten für die Instandhaltung des Hauses. Die Sammlung geht damit an die deutschen Verwandten – und damit zurück an den Ausgangsort des Ärgers. 1997 siedelte die enttäuschte Charlotte von Mahlsdorf von Berlin nach Mittelschweden um. Ja, ging in die kulturelle Emigration, denn zuvor war es ihr nicht gelungen, für ihr Gründerzeit-Museum in Berlin-Mahlsdorf die erhoffte staatliche Förderung zu erhalten. Aus Frust und finanzieller Not schloss Charlotte ihren musealen Berliner Gutshof 1995 und hoffte in Schweden auf einen leichteren Neuanfang. AW

FOTO: ARCHIV