r. i. p. : Konföderationen-Cup: Frankreich siegt trauernd
Finale für Foe
Marc-Vivien Foe war immer dabei. Sein Porträt wurde vor den Mannschaften Kameruns und Frankreichs aufs Feld getragen, dann auf der Ersatzbank aufgestellt. Die Reservisten trugen alle Foes grünes Hemd mit der Nummer 17, auch Winfried Schäfer, der Trainer, hatte so ein Trikot angezogen. Es galt Abschied zu nehmen vom 28-jährigen Idol Kameruns und gleichzeitig das Finale des Konföderationencups über die Bühne zu bringen.
Die Equipe tricolore gewann in der Verlängerung mit 1:0. Dass Thierry Henry die Kugel zum goldenen Tor in der 96. Minute über die Linie geschubst hatte, war gleichfalls logisch. Der neue Liebling der Grande Nation war die überragende Figur dieses Wettbewerbs. Nur kurz hob Henry die Trophäe bei der Siegerehrung, auch er tat alles, um dem toten Kollegen Respekt zu zollen. Die Journalisten hatten Foe posthum zum drittbesten Spieler des Turniers gewählt. Bei der Ehrenrunde gab es nur Foe-Chöre. Viele Zuschauer weinten.
„Ich bin froh, dass wir gespielt haben“, sagte Schäfer hinterher, der tagelang ratlos gewesen war. Erst als Frau und Familie des Verstorbenen die Mannschaft aufforderten, für ihren Anführer aufzulaufen, hätte das Spiel wieder einen Sinn bekommen. Vor dem Finale kam dann Foes Vater in die Kabine und „hat die Spieler aufgerichtet“, erzählte Schäfer. Valery Mezague, mit 19 Jahren der Zweitjüngste der Mannschaft, sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage gewesen, zu spielen. Der Trainer nahm ihn in den Arm: „Marco wollte, dass du heute dabei bist.“ Am Donnerstag werden sie Foes Leichnam in Lyon abholen, am Freitag fliegen sie mit der Maschine des Staatspräsidenten heim. Im Stadion von Yaounde würden schon jetzt tausende darauf warten, dem Sarg das letzte Geleit zu geben.
Da fällt es schwer, Fragen nach dem sportlichen Wert dieses Turniers zu stellen, das viele in der internationalen Fußballgemeinde gar nicht wollen. Eher müsste beantwortet werden: Warum machte diese Veranstaltung erst Schlagzeilen, als Foe in der Notaufnahme des Stadions von Lyon aufgehört hatte zu atmen? Wie wären die Medien mit dem Tod eines Fußballprofis umgegangen, wenn sich dieser bei einem Länderspiel Kameruns irgendwo in Afrika ereignet hätte?
Der Konföderationencup wird in Zukunft die Legende von Foes Tod sein. Diese tragische Geschichte verschafft ihm mehr Popularität als alle sportlichen Ereignisse seiner Historie. Wobei man ehrlicherweise zugeben sollte, dass diese Veranstaltung immer mehr an Niveau gewonnen hat. Zwischen all den Würdigungen der großen Persönlichkeit Foes vergisst auch Schäfer den fachlichen Hinweis nicht, „dass es nicht mehr lange dauern wird, bis eine afrikanische Mannschaft ein großes Fifa-Turnier gewinnt“. Die Zeichen dafür hat sein Team an die Wand gemalt.
MARTIN HÄGELE