: Der Rhein ist nun wieder reiner
Rhein-Schutzkommission sieht erste Erfolge. Als Badegewässer taugt der Fluss nicht
BERLIN taz ■ Bis auf den Stör sind alle 64 Fischarten, die früher im Rhein schwammen, wieder zurückgekehrt. Industrie und Kläranlagen leiten 70 bis 100 Prozent weniger Giftstoffe in den Fluss als noch vor 16 Jahren: Die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) zog gestern auf ihrer Jahreskonferenz in Bonn eine positive Bilanz. Das „Aktionsprogramm Rhein“, das 1987 nach dem Chemieunfall von Sandoz aufgestellt wurde, kann unbestritten Erfolge vorweisen.
Sauber ist der Rhein deswegen noch nicht. Nach wie vor hoch ist seine Belastung mit Nitrat, regelmäßig finden sich in seinem Wasser längst verbotene Pestizide. Allen Kläranlagen zum Trotz ist auch die Zink-Fracht noch doppelt so hoch wie das 1987 festgelegte Ziel für die Reduktion. Schuld daran sind vor allem die diffusen Einleitungen: 1.000 von jährlich 1.500 Tonnen Zink etwa, die den Rhein verunreinigen, wäscht der Regen in den Fluss – unter anderem von Geländern und Laternen.
„Der Rhein ist heute wieder ein lebendiges Gewässer“, lobte Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) gestern. „Niemand wird auf absehbare Zeit sagen: ‚Der Rhein ist ein Badewasser‘“, kontert Peter Diehl, Leiter der Gütestelle Rhein in Worms. Immer noch sei der Fluss nämlich „fäkalisch verunreinigt“, die Grenzwerte für Salmonellen und andere ungeliebte Bakterien würden „in der Regel überschritten“.
Um den Nitrateintrag in den Rhein – über 250.000 Tonnen pro Jahr – und damit die Überdüngung der Nordsee zu reduzieren, sagt Diehl, müsse sich vor allem die Landwirtschaft ändern. „Ohne die Agrarwende schaffen wir das nicht.“
Künftig soll das Augenmerk nicht nicht nur auf der Wasserqualität, sondern auf dem ganzen Lebensraum Rhein liegen. Mit dem Aktionsprogramm „Rhein 2020“ wollen die Anliegerstaaten auch den Hochwasserschutz verbessern – indem sie etwa Auen wieder herstellen und Altrheinarme wieder an den Fluss anbinden. ARMIN SIMON
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