: Das Geld anderer Leute
Münchener Filmrechtehändler Herbert Kloiber übernimmt Hamburger Cinemaxx AG. Das Kinounternehmen war zuletzt in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Kinobranche bleibt weiterhin in der Krise
von PETER AHRENS
Was in Wirtschaftskreisen seit Wochen getratscht wurde, scheint jetzt offiziell zu werden: Nach der Übernahme des größten deutschen Kinounternehmens Kieft&Kieft durch die australische AHL-Gruppe verliert auch die Nummer zwei, die Hamburger Cinemaxx AG, ihre Selbständigkeit. Der Münchener Filmrechtehändler Herbert Kloiber will Cinemaxx, seit längerem wirtschaftlich in der Krise, übernehmen. Die fälligen Verträge seien bereits unterschrieben, verkündete Kloiber am Wochenende.
Cinemaxx reiht sich damit in die Kette zwischen den Fernsehsendern RTL2 und Tele 5 ein, die Kloiber bereits gehören: Der Mann ist mithin langsam auf dem Weg, ein zweiter Leo Kirch zu werden. Die Kloiber-Tochter Concorde ist einer der größten deutschen Filmverleiher.
Für Cinemaxx könnte die Übernahme vorläufig die Rettung vor der Insolvenz bedeuten: Das Unternehmen des Hannoveraner Großkino-Pioniers Hans-Joachim Flebbe war zuletzt mehr und mehr unter Druck geraten. Die Besucherzahlen waren im Vorjahr reichlich eingebrochen, vor allem das erste Halbjahr 2003 war mehr oder weniger katastrophal. Cinemaxx hat allein damals 9,8 Millionen Euro Verlust gemacht – und in diesem Jahr sieht es auch nicht besser aus, auch wenn offizielle Zahlen erst im Juni vorliegen sollen. Den deutschen Kinos fehlten in den ersten sechs Monaten 2004 die großen Blockbuster, und die großen Filmereignisse wie „Troja“ und der neue Harry Potter-Film fallen in die Sommerperiode – da wo man Kino, wenn überhaupt, eher Open Air genießt.
Cinemaxx mit seinen 2.000 MitarbeiterInnen und 49 Kinos gehört zurzeit noch zu 34 Prozent Flebbe und zu 25 Prozent der Senator-Film, die ebenfalls zurzeit erheblich angeschlagen ist und mit dem Überleben kämpft. Mit dem Einstieg Kloibers dürfte sich Senator aus dem Kinogeschäft zurückziehen, ihre Anteile gehen an den neuen Besitzer. Flebbe dagegen soll auch künftig, so vermeldet die Süddeutsche Zeitung, im Vorstand des Unternehmens bleiben, Kloiber soll angeblich 30 bis 50 Millionen Euro zur Stützung des Kinobetreibers in das Unternehmen stecken.
Cinemaxx galt jahrelang als der Riese im deutschen Kinogeschäft, bevor er von der Lübecker Konkurrenz Kieft&Kieft übertrumpft wurde – nachdem die Lübecker im März vergangenen Jahres die insolventen UFA-Kinos übernommen hatten. UFA wiederum gehörte zuvor zu Cinemaxx: Dieses Hin und Her von Übernahmen und Abgaben von Unternehmen spiegelt die Krise auf dem Kinomarkt. Insofern ist der jetzige Einstieg Kloibers kein Zufall.
Das Internet und die Piraterie mit Filmkopien haben die Kinobranche in eine schwere Krise gestürzt. Filme können schon zum Kinostart aus dem Internet heruntergeladen werden, die Exklusivität des Kinoereignisses ist seit dem Aufkommen von Raubkopien dahin. Zudem drücken hohe Mieten für die Filmtheater auf das wirtschaftliche Ergebnis vor allem der Cinemaxx AG. Die Gesellschaft ist bei allen Kinosälen, die sie bespielt, nur Mieterin.
Auch der Gang an die Börse hat Cinemaxx nicht den erhofften Aufschwung gebracht: Die Aktie, die 1999 noch mit 36 Euro gehandelt wurde, war zuletzt auf 1,29 Euro abgestürzt. An der Börse wurde schon gewitzelt, dass man für eine Kinokarte mittlerweile gleich mehrere Cinemaxx-Aktien erwerben könnte.