: Einfach abhaken
Zufriedene Saisonbilanz beim HSV: Alle fehlenden Ansprüche wurden erfüllt, Publikum bleibt treu
Hamburg taz ■ Sie ist vorbei. Endlich, mögen Fans und Funktionäre des Hamburger SV über die abgelaufene Saison wohl denken. Dabei könnten sie doch eigentlich ganz zufrieden sein. Immerhin konnten die Hamburger Spieler in dieser Saison gar drei Erfolge feiern: Vor dem ersten Spieltag holte man sich den Liga-Pokal und ernannte sich selbst zum Meisterschaftsaspiranten. Am viertletzten Spieltag machte man Werder Bremen zum Meister, und jetzt hat man auch noch den Abstiegskampf entschieden, in dem der HSV die Frankfurter Eintracht in den Orkus der Zweiten Liga zurückschickte. Eine Saison der Highlights.
Zwar konnte man nach dem Rauswurf von Trainer Kurt Jara unter Toppmöller im Schnitt 1,64 Punkte pro Spiel einfahren und zwischenzeitlich wieder vom UEFA-Cup träumen, doch Platz acht am Ende der Saison hätte doch eher zu Wolfsburg oder Hannover gepasst als zum Standort Hamburg. Der HSV darf sich nun halb offiziell die neue Graue Maus der Liga nennen, seit der VfL Bochum diesen Wanderpokal abgegeben hat. Wie gut, dass man in dieser Stadt ein merkwürdig treues, da offenbar extrem anspruchsloses Publikum hinter sich weiß, das selbst die übliche Auswärtspleite nicht zum Anlass nahm, das dann folgende Heimspiel zu schwänzen.
Coach Klaus Toppmöller sieht das ohnehin alles ganz anders. Er sei mit dem Geleisteten zufrieden, äußerte er in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. Er legte eine etwas skurrile Rechnung nach, nach der der HSV angesichts der erreichten Punktzahl unter Toppmöller gar auf Platz fünf und damit im UEFA-Cup gelandet wäre. Und nächste Saison werde alles noch besser, verspricht er in bester HSV-Überheblichkeitstradition.
Vor allem durch die Verpflichtung des in der Vergangenheit dauerverletzten Emile Mpenza, in dem Toppmöller „einen der Top-Stürmer Europas“ sieht, mache man einen „Riesenschritt nach vorne“. Es folgt sein ceterum censeo: „Unsere Arbeit muss mehr gewürdigt werden.“ Was hiermit getan ist. TONIO POSTEL