: Flick-Kunst: Verwerfen oder nicht verwerfen?
Der Zentralrat der Juden fordert, die Flick-Collection abzusagen. Der Familienname sei eine „unerträgliche Provokation“ der NS-Opfer. Der Direktor des Jüdischen Museums hält die Ausstellung dagegen für „nicht verwerflich“
Der Streit um die geplante Kunstausstellung des Industriellen-Erben Friedrich Christian (genannt Mick) Flick geht weiter. Während der Zentralrat der Juden an seiner Kritik festhält, hat sich der Direktor des Jüdischen Museums, Michael Blumenthal, für die Schau ausgesprochen.
„Dass Flick mit seinem Geld eine Kunstsammlung aufgebaut hat, dass er diese nun in der Öffentlichkeit präsentieren möchte, das ist doch nicht verwerflich“, sagte Blumenthal dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Flick habe „nichts getan oder gesagt, was auf eine Sympathie mit den Taten seiner Vorfahren schließen lässt“. Er halte nichts davon, „eine Debatte über die Vergangenheit weiterzuführen, wenn diese nur den Zweck hat, die Gemüter zu erhitzen“.
Der Vizepräsident des Zentralrats, Salomon Korn, hatte Flick zuvor unterstellt, mit der öffentlichen Präsentation seiner Kunstbestände die Geschichte der Industriellenfamilie – insbesondere die Verbrechen der NS-Zeit – „reinwaschen“ zu wollen, und zur „Würde des Verzichts“ geraten.
Neben Korn forderte auch Michael Fürst, Mitglied des Zentralratdirektoriums, eine Absage der geplanten „Flick-Collection“. Die Herausstellung des Familiennamens bedeute „eine unerträgliche Provokation all jener, die Hunger, Demütigungen und Quälereien als Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in den Unternehmen Ihres Großvaters ertragen mussten“, heißt es in einem dem Handelsblatt vorliegenden Brief Fürsts an Flick vom 17. Mai.
Flicks Großvater Friedrich war einer der größten Rüstungslieferanten des NS-Regimes. Der Enkel hatte bereits am 10. Mai auf die Äußerungen von Salomon Korn reagiert und seinerseits kritisiert, dass er für die Taten seines Großvaters in Sippenhaftung genommen werde.
Er will die Sammlung von 2.500 Kunstwerken aus dem 20. und 21. Jahrhundert unter dem Namen Flick-Collection ab Herbst für mindestens sieben Jahre ausstellen und lässt zu dem Zweck für 7,5 Millionen Euro eine Halle umbauen. Das Projekt wird sowohl vom Senat als auch von der Bundesregierung unterstützt. Die Städte Straßburg, München, Dresden und Zürich hatten die Ausstellung nach Protesten bereits abgelehnt. DPA