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Archiv-Artikel

US-Offensive im Irak gegen al-Sadr

Im schiitischen Süden gehen die Besatzungstruppen gegen die Madhi-Armee des radikalen Geistlichen vor. Dessen Anhänger haben sich offenbar aus Kerbela zurückgezogen, während nun in Nadschaf und Kufa gekämpft wird. Explosion in Bagdad

VON BEATE SEEL

Die Kämpfe zwischen den US-Truppen und Anhängern des radikalen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr haben sich in die Städte Nadschaf und Kufa im Südirak verlagert. In Nadschaf, wo sich al-Sadr aufhält, wurde gestern bei einem Gefecht nach Angaben eines Krankenhaussprechers eine Person getötet, zwanzig weitere wurden verletzt. Auch am Wochenende kamen dort bei Kämpfen zehn Menschen ums Leben; mindestens vierzehn wurden verletzt. Laut US-Angaben wollen die Truppen nicht in die Innenstadt vordringen, wo der Schrein von Imam Ali steht, dem Schwiegersohn des Propheten Mohammed.

Bereits am Sonntag stießen die US-Truppen erstmals in die Stadt Kufa vor. Hier hält al-Sadr jeden Freitag eine Predigt. Bei der Verfolgung von Aufständischen stürmten irakische Sicherheitskräfte die Sahla-Moschee. US-Soldaten brachen anschließend mit einem gepanzerten Fahrzeug die Tür auf. Im Innern der Moschee seien mehrere Menschen getötet worden, sagte ein Mitarbeiter der Moschee. Ein Fotograf berichtete, er habe Blutspuren auf dem Boden gesehen. In einer Stellungnahme der US-Streitkräfte hieß es, in dem Gebäude seien Waffen und Munition gefunden worden. Auch an anderen Stellen der Stadt kam es zu Gefechten. Nach Krankenhausangaben wurden während der achtstündigen Kämpfe 18 Menschen getötet und 11 verletzt.

In Kerbela blieb es hingegen ruhig. Augenzeugen und US-Soldaten vor Ort berichteten der New York Times, die Milizen al-Sadrs, die Mahdi-Armee, hätten sich am Sonntag aus der Stadt zurückgezogen. Am selben Tag begannen irakische Polizisten dort mit Patrouillen. Die US-Streitkräfte wiesen eine Stellungnahme aus dem Büro al-Sadrs zurück, nach der alle Kämpfer zugesagt hätten, die Stadt zu verlassen. Es gebe keine Waffenruhe, erklärte Militärsprecher David Gercken.

Die drei den Schiiten heiligen Städte waren bislang in den Händen der Milizionäre al-Sadrs, der Mahdi-Armee. In Kerbela kam es zu den heftigsten innerstädtischen Gefechten seit den Kämpfen in Falludscha. Doch anders als dort, wo die Aufständischen eine breite Unterstützung der Bevölkerung hatten, machte sich die Mahdi-Armee in Kerbela unbeliebt. Dies hat vor allem wirtschaftliche Gründe: Wegen der Kämpfe blieben die schiitischen Pilger weg, wodurch die Bewohnern eine wichtige Einkommensquelle verloren.

Möglicherweise haben die US-Truppen ihre Strategie im Kampf gegen die Mahdi-Armee geändert. Bislang konnte sich al- Sadr zwischen Nadschaf und Kufa hin und her bewegen. Die USA fürchteten offenbar, der Tod des Geistlichen würde ihn zum Märtyrer machen und die Schar seiner Anhänger nur vergrößern. Nun berichtet die Washington Post aber, die US-Truppen hätten am vergangenen Freitag eine Autokolonne angegriffen, die der al-Sadrs geähnelt habe. Der Geistliche hatte zuvor in seiner Predigt in Kufa die Iraker dazu aufgerufen, sich gegen die Besatzung zu erheben. Die USA fordern die Festnahme al-Sadrs, dem sie die Ermordnung eines gemäßigten Geistlichen vorwerfen, sowie die Auflösung der Mahdi-Armee. Verhandlungen lehnen sie ab.

In Bagdad kamen gestern nach Angaben der US-Armee bei einer Explosion vier Menschen ums Leben. Ein irakischer Polizist sagte, bei den Toten handele es sich um Ausländer. Sie hätten in einem Wagen gesessen, der bei der Explosion in der Nähe des Eingangs zum Hauptquartier der US-Truppen zerstört worden sei. Kurze Zeit später waren zwei weitere Explosionen zu hören. (Mit AP)