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Krenzwertiges Haus

Eine der attraktivsten Adressen der Ex-DDR soll jetzt verkauft werden: die „Villa“ von Egon Krenz

In dieser Woche läuft die Angebotsfrist für das Privathaus des letzten DDR-Staats- und Parteichefs Egon Krenz im Berliner Stadtteil Pankow ab. Doch trotz der berühmten Nachbarschaft rund um den Majakowskiring, wo einst die Politprominenz des Arbeiter-und-Bauern-Staates Zaun an Zaun residierte, ist das Interesse verhalten, wie Helmut John von der Berliner Oberfinanzdirektion erklärt.

Der nicht gerade luxuriöse Flachbau verbreitet den spröden Charme der 70er-Jahre und eignet sich laut John ohnehin am besten zum Abriss. Das 1.685 Quadratmeter große Grundstück aber könnte bis zu 400.000 Euro bringen. Um den einstöckigen Betonbau lieferte sich Krenz eine zwölf Jahre dauernde juristische Auseinandersetzung mit den Bundesbehörden, die den Kauf des Hauses im Februar 1990, wenige Monate vor der Wiedervereinigung, nie als rechtmäßig anerkannten. Die 230 Quadratmeter entstanden 1975 als Gästehaus der DDR-Regierung und waren eher für Begleiter von Staatsgästen gedacht – also für die zweite Gästeriege.

Die Ausstattung der „ehemaligen Residenz vom Typ ‚Magdeburg‘“, wie es in der Ausschreibung heißt, war für damalige Verhältnisse allemal gehobener Standard, wie John versichert: Linoleum- und Teppichböden, eine Einbauküche aus Sperrholz. Aus heutiger Sicht sei es eine „ganz primitive Wohnung“. Nach 25 Jahren sind die Böden abgenutzt, die Wände vergilbt, der Garten verwildert. „Von einer Villa kann gar nicht die Rede sein.“ „Wirtschaftlich gesehen wäre es das Beste, alles abzureißen und neu zu bauen“, befindet John. Seit März steht das Haus leer. Krenz’ Familie wohnte zuletzt im Rudolf-Ditzen-Weg. AFP

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