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Archiv-Artikel

„Hulk“ ärgere dich nicht!

Ausgerechnet mit dem Fast-Flopp in Grün versucht ein mächtiger US-Verleih den deutschen Kinos ein neues Kostenmodell aufzuzwingen. Doch viele wehren sich – und zeigen den Film einfach nicht

Von STG

Wie hübsch das passt: Wenn der Protagonist des Corpus Delicti rot sieht, wird er grün, gnadenlos und unbesiegbar. „The Incredible Hulk“ eben. Wegen des grünen Muskelmonsters sehen derzeit auch andere rot: Die Kinobetreiber, denen der Verleih des eben in Deutschland anlaufenden „Hulk“-Films eine deutliche Preiserhöhung aufs Auge drückt. Einige Gnadenlose, allen voran der Großkinobetreiber Cinemaxx AG, haben den gestrigen Bundestart boykottiert. Wer hierbei zunächst unbesiegbar bleibt – die Kinos oder der mächtige US-Verleih United International Pictures (UIP) – ist eher zweitrangig. Sicher ist nur: Bald wird die Kinokarte, „Hulk“ hin oder her, endlich wieder einmal teurer.

Hintergrund des Streits ist die neue Kostenstrategie der UIP: Von den Kinoeinnahmen der erste „Hulk“-Woche sollen 55 Prozent an den Verleih gehen. Bislang lag der Höchstsatz in Städten ab 50.000 Einwohner fast zehn Prozent niedriger, nur in wenigen Großstädten wird schon heute für Blockbuster deutlich mehr bezahlt.

„Wir müssen jetzt die Bremse ziehen, die Grenze ist erreicht“, heißt bei der Cinemaxx AG, die 38 Kinocenter mit insgesamt 332 Sälen in 28 Städten betreibt. Denn gerade den Multiplexen laufen die Besucher weg: 2002 wurden nach Angaben der Bundesfilmförderanstalt satte 14 Millionen Kinokarten weniger verkauft als im Vorjahr. Tendenz derzeit weiter fallend. In dieser Situation, so Cinemaxx-Sprecher Arne Schmidt, erhöhe man eben „ungern die Eintrittspreise“, auch wenn sein Unternehmen „den Film ja im Vorfeld beworben und auch gern gehabt hätte“. Langfristig würden die Kosten für die Kinokarte aber in jedem Fall steigen, so Schmidt. Und zu „marktüblichen Preisen“ wären auch die Cinemaxxe wieder an „Hulk“ interessiert – die Verhandlungen laufen.

Die Kinobetrieber-Organisation HDE spricht nach dem „UIP-Dammbruch“ von der „Gefährdung der Kinovielfalt durch einen amerikanischen Major-Verleih“ und fürchtet vor allem um die Kinos außerhalb der Ballungsräume: „Die kleineren Häuser in der Fläche sind ohnehin massiv in ihrer Existenz bedroht“, sagt HDE-Geschäftsführer Andreas Kramer. Für ihn ist das „Preisdiktat aus heiterem Himmel“, das die Kinobetreiber erst wenige Tage vor dem geplanten Filmstart an diesem Donnerstag erreichte, schlicht eine „Katastrophe“ und ein „Einschnitt für die Filmkultur“.

Aprops „Filmkultur“: Auch wenn der Regisseur Ang Lee heißt, gehört „Hulk“ hier wohl nicht unbedingt auf die ewige Bestenliste. Das hat auch das Publikum gemerkt: Im Hauptkinomarkt USA sind die Besucherzahlen nach der Rekorderöffnungswoche massiv eingebrochen. Was die Strategie der UIP erklären könnte, so massiv auf diese erste Woche zu drücken, bis sie grün wird. STG