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Archiv-Artikel

senat verkauft gsw Glück lässt sich steuern

Kennen Sie Kassandra? Diese alte Miesepeterin aus Troja, die ihren Landsleuten vergeblich klar machen wollte, dass es doch nicht so eine gute Idee sei, dieses Holzpferd in die Stadt zu holen? Man kommt sich ähnlich schwarzseherisch vor, bei einem schier perfekten Deal wie bei der landeseigenen Wohnungsfirma GSW nur nach Fallstricken oder, um im Bild zu bleiben, versteckten Griechen zu suchen. Aber wie soll man anders ticken in einer Stadt, in der es irre Konstrukte wie die Bankgesellschaft und unvorteilhafte Privatisierungen wie bei den Wasserbetrieben gab?

KOMMENTARVON STEFAN ALBERTI

Gehen wir allen anderen Erfahrungen zum Trotz einmal davon aus, dass der gestern beschlossene Verkauf wirklich eine gute Sache ist. Dann ist die erste Schlussfolgerung: Glück muss man haben. Denn es ist ja nicht der Weitsicht des Finanzsenators zu verdanken, dass das Land nun weit mehr als erwartet für die GSW kassiert. Sarrazin hätte gerne schon Anfang 2003 verkauft. Das kann man ihm noch nicht mal vorwerfen: Das damalige Gebot entsprach durchaus einer Bewertung des Unternehmens. Noch anderthalb Jahre zuvor wollte ein Bieter gar nichts zahlen und angesichts der GSW-Schulden noch eine Milliarde vom Land haben.

Glück lässt sich aber steuern. Indem man sich nicht ganz so unter Druck setzen lässt – und warten kann. Denn wer jetzt kaufen wollte, wusste, dass er mehr bieten musste als 2003. Abwarten ist zwar leicht gesagt in einer Situation, in der das Land gefordert ist, seine Schulden zu tilgen. Das Beispiel GSW zeigt aber, dass Berlin sich nicht über den Tisch ziehen lassen muss.

Das sollte klar sein bei der nächsten Privatisierungsentscheidung, beim Klinkkonzern Vivantes. Über den GSW-Verkauf das Schicksal von Mietern zu beeinflussen ist bereits etwas anderes, als etwa die Geschirrfirma KPM zu verkaufen. Für Krankenhäuser gilt das umso mehr. Wenn sich rumspricht, dass Berlin noch „Nein“ sagen und warten kann, ist das nur hilfreich.

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