Geheimsache Klassengröße

Bildungsbehörde verzögert Veröffentlichung der Rahmendaten für Schulklassen. Festlegung an Parlament und Öffentlichkeit vermutlich wohl schon getroffen

Als vor zwei Wochen Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) die Vergrößerung der Klassen ankündigte, wirkte dies noch recht harmlos. Sie nannte nur die so genannten „Basisfrequenzen“, die künftig zwischen 19 und 25 Schülern liegen und für einen Klassenbildung erreicht werden müssen, um die Grundstundentafel zu bekommen.

Die taz veröffentlichte jedoch bereits im vergangenen Herbst ein internes Papier über geplante „Organisationsfrequenzen“, die weit höher liegen und in den fünften und sechsten Klassen der Gymnasien bis zu 31 Schüler zulassen. Damals erklärte Behördensprecher Alexander Luckow, es handle sich lediglich um ein „internes Diskussionpapier“.

Doch allem Anschein nach wurden diese Organsationfrequenzen inzwischen an Öffentlichkeit und Parlament vorbei festgelegt. So erklärte der Leiter der Schulaufsicht, Norbert Rosenboom, vor zwei Wochen gegenüber der taz, dass die Organisationsfrequenzen um „je einen Schüler“ erhöht würden, beispielsweise für Grundschulklassen von 27 auf 28. Angaben für alle Schulformen versprach er nachzuliefern. Die taz wartet trotz mehrfacher Nachfrage bis heute auf diese Zahlen. Da die SPD-Schulexpertin Britta Ernst eine kleine Anfrage zum Thema gestellt hat, will Luckow sie nun erst nach Pfingsten bekannt geben. „Die Behörde lässt sich hier bewusst nicht in die Karten gucken“, schlussfolgert Ernst, die – wie in anderen Bundesländern üblich – eine Beteiligung des Parlaments bei der Festlegung von Klassengrößen fordert.

„Diese Zahlen werden wie eine Geheimsache gehandelt“, erklärt auch Arno Becker vom Deutschen Lehrerverband Hamburg (DLH). So habe sich der Behördenvertreter auf der Personalversammlung der Gymnasien am Dienstag ebenfalls geweigert, sie zu nennen. Die Personalräte gehen derweil davon aus, dass 30 Schüler in der Mittelstufe des Gymnasiums zum Durchschnitt werden. Becker: „Die Schulleiter warten auch dringend auf die Organisationfrequenzen. Denn nur mit Basisfrequenzen zu agieren, ist überhaupt nicht praktikabel.“

Skandalös findet Becker zudem, dass die meisten Räume für Klassen von mehr als 25 Schülern zu klein sind. „Selbst für die Haltung von Schäferhunden gibt es Vorschriften“, weiß Becker, „für die Kinder ist weniger Platz vorgesehen.“ kaija kutter