piwik no script img

Archiv-Artikel

Deutlich kleinere Belegschaften

betr.: „So vertreiben Sie Heuschrecken“, taz vom 14. 1. 09

Unter Punkt 8. behaupten die Autoren, dass aufgrund solidarischer Aktionen des Berliner Verlags die Geschäftsführung einen „neuen Tarifvertrag für das Stadtmagazin tip schließen musste“. Das wäre zu schön gewesen und ist leider so nicht richtig. Herr Depenbrock hat schon die Sondierungsgespräche über die Aufnahme von Tarifverhandlungen erfolgreich blockiert. Die gewerkschaftlichen Kundgebungen und Warnstreiks mit Beteiligung des ganzen Berliner Verlags sowie der eintägige Streik der gesamten Belegschaft des tip haben tatsächlich folgende Ergebnisse gebracht: 1. Ende 2009 werden erstmals Verhandlungen über einen Tarifvertrag aufgenommen. (Der tip hat in seiner 37-jährigen Geschichte noch nie einen Tarifvertrag gehabt!) 2. Bis Ende 2009 verzichtet die Geschäftsführung darauf, weitere Mitarbeiter beim tip zu entlassen. (Insgesamt wurden 2008 17 Kollegen beim tip entlassen.) Ob unsere Karten in Bezug auf Stellenstreichungen und Tarifvertrag bei DuMont besser sind, wissen wir noch nicht. Wir sind zumindest froh, wieder einem Verleger statt einer Heuschrecke zu gehören. Ein Verleger will zwar auch gute Rendite, könnte aber vielleicht auch wieder in den Berliner Verlag investieren wollen, anstatt ihn noch weiter auszupressen. Fakt ist, dass DuMont deutlich kleinere Belegschaften gekauft hat, als dies noch vor drei Jahren der Fall war. Unser neuer Eigentümer hat also viel weniger Personalkosten als Ergebnis der ganzen Entlassungen in allen Blättern, die Montgomery & Depenbrock zu verantworten haben, DuMont aber den Nutzen bringen …

BERND SAUER-DIETE, Berlin