: Gottes Mann beim ZDF
Der Journalist Peter Hahne (52) frömmelt sich mit fundamentalistischer Gläubischkeit ganz nach oben
Peter Hahne, wir kennen ihn alle, ist Rundfunkmoderator, Essayist, Religionswissenschaftler, Mitglied der EKD-Synode und des EKD-Rats, im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, Moderator des ZDF-Politmagazins „Berlin direkt“, Helmut Kohls Lieblingsjournalist und Kolumnist bei der Bild am Sonntag, ein Fundamentalist reinsten Weihwassers und „ledig“.
Ein Bräutigam Gottes also, der es mit seinen parfümierten Liebesbriefchen an den Herrn inzwischen zu einem der meistgelesenen Autoren evangelischer Bücher im deutschsprachigen Raum gebracht hat, mit einer Gesamtauflage von fünf Millionen. Aktuell beworben, und zwar vom katholischen Nischenprodukt Fatima ruft, wird Hahnes Uralt-Büchlein „Was ist mein Leben wert?“ (Hänssler, 59 Seiten).
Darin preist er den Schöpfer wie den Gründer eines vielversprechenden Start-up-Unternehmens: „Die Konjunktur der Religionen und Philosophien schwankt“, schreibt Hahne, „Gott aber gibt das Höchstgebot zur Nachfrage nach uns. Mehr noch als Gold, und wir wissen ja, wie wichtig die Goldreserven für die Stabilität unserer Währungen sind. Gott lässt seinen Sohn sterben, um unser Leben wertbeständig anzulegen. Bei Gott stehen wir hoch im Kurs. Sein Angebot ist ein gedeckter Scheck“, entzückt er sich und trumpft auf: „Da kommen die Affentheoretiker und Evolutionsideologen nicht mit!“
Als bei einem seiner idyllischen „Sommergespräche“ der bayerische Ministerpräsident die gleichgeschlechtliche Partnerschaft irgendwo annehmbar fand, „da wäre ich fast vom Stuhl gefallen“, so Hahne später – und vor Edmund Stoiber auf die Knie? Wer sich aber über seinen Glauben lustig macht, der kann sich auf ein scharfsinniges Sperrfeuer der Argumente gefasst machen: „Wie kann man das in den Dreck ziehen, was den Opa im Schützengraben oder die Mutter beim Krebstod getröstet hat?“ Klar ist das alles Lull und Lall, kommt aber bestens an beim wertkonservativen und aufklärungsresistenten Publikum, das Hahne vor allem mit seinen Beiträgen in der Welt oder der nächstenliebenden Bild-Zeitung („Die besten Journalisten Deutschlands!“) entzückt.
Beim Köhler’schen „Gott segne unser Land“ muss Hahnes Herz einen heiteren Hüpfer getan haben. Wer sich fragt, warum das ZDF ausgerechnet einem solchen Eiferer mit der Sendung „Berlin direkt“ die Deutungshoheit über politische Entscheidungen in der Hauptstadt überlässt, dem sei gesagt: Eben deswegen.
Dass dieser verlogene religiöse Brummton à la Hahne mit seiner multimedialen Präsenz von christdemokratischer Seite erwünscht und daher hochpolitisch ist, mag auf der Hand liegen. Wer aber über Peter Hahnes bibeltreue Delirien lacht, lacht über ebenjene schweigende Mehrheit, auf die es eine Angela Merkel abgesehen hat.
Eines sollte bei allem Stolz auf unsere angeblich so säkulare Gesellschaft und ihre ach so aufklärenden Medien nicht vergessen werden: Ein ähnlich „politisch engagierter“ muslimischer Journalist bei al-Dschasira wäre dort längst in hohem Bogen rausgeflogen. FRA