Pfingstprotest in Horno

Über hundert AktivistInnen demonstrieren gegen Abbaggerung durch Vattenfall

120 Menschen demonstrierten am Samstag in Horno gegen die überflüssige Abbaggerung des sorbischen Dorfes. Ein Straßenfest hatte der Energieriese und Braunkohlekonzern Vattenfall zuvor verboten. Das Ordnungsamt erlaubte jedoch eine Demo durch den verwüsteten Ort. Die drei letzten Bewohner – das Ehepaar Domain und ihr Mieter Michael Gromm – stellen sich jetzt nach dem Scheitern der Schlichtungsverhandlung auf einen langen Klageweg gegen ihre Enteignung ein.

Sie machten darauf aufmerksam, dass auch viele Tiere von der Abbaggerung betroffen seien: So sterben etwa gerade die Frösche, weil man das Wasser aus den Dorfteichen ablässt. Schwalben fliegen völlig verwirrt umher, weil mit den Scheunen ihre Nester zerstört wurden. Selbst bei den noch stehenden Gebäuden und der Scheune von Domain trauen sie dem Frieden nicht: Sie siedeln sich um, wissen jedoch noch nicht, wohin.

Zwar hat Vattenfall sämtliche Bäume des Ortes fällen lassen, damit die Bewohner nicht mehr zur Obsternte im Herbst zurückkehren, aber zwischen den Ruinen grünt und blüht es derzeit trotzdem – und wie zum Trotz heuer besonders üppig. Allerdings wurde auch der Hornoer Imker nach Neu-Horno umgesiedelt – mitsamt seinen Bienen. Ihre Funktion haben nun die Hummeln übernommen, die sich zu diesem Zweck stark vermehrt haben.

In ihrem Obstgarten hatten die Domains ihnen über den Winter bereits viele Unterschlupfplätze eingerichtet, was eine agrophobe Reporterin der Berliner Zeitung im Frühling prompt zu der Bemerkung veranlasste, der Garten sei völlig verwahrlost. HELMUT HÖGE