letzte ruhe vor dem sturm (teil 2)
: Der Teamchef betrachtet global

Im Trainingslager der deutschen Fußballer sorgt weniger das eigene 7:0 gegen Malta für Genugtuung als das 0:1 der Holländer gegen Belgien

Die beste Nachricht kam von fern: Holland verliert 0:1 gegen Belgien. Und weil Deutschland vor noch nicht allzu langer Zeit gegen ebendiese Belgier 3:0 gewonnen hat, heißt das 15 Tage vor dem Auftakt bei der Fußball-Europameisterschaft in Portugal gegen ebenjene Holländer: gar nix. Auf Rudi Völler hatte die Nachricht aus Eindhoven während der beschaulichen Pfingsttage in Winden immerhin beruhigende Wirkung, schließlich hatten wir uns ja mit einer Niederlage im ersten Gruppenspiel schon demütig abgefunden. Jetzt sagt Rudi Völler: Man sieht, dass auch die Holländer zu schlagen sind.

Das ist natürlich nichts weiter als eine Beruhigungspille für die Öffentlichkeit. Jenen Teil der fußballinteressierten Bevölkerung, dessen „Grundhaltung“ der Nationalspieler Sebastian Kehl schon wieder so seltsam „gedämpft“ empfindet. Dabei schauten am Pfingstsonntag zur Mittagessenszeit (!) bei der öffentlichen Zurschaustellung mehr als 2.000 Menschen im Waldkircher Elztalstadion beim Training zu. Das ist wie vor zwei Jahren, als Rudis Auswahl bei der WM in Japan und Südkorea auch nichts zugetraut wurde. Und dann kamen sie trunken vor Freude und Bitburger als Vizemeister nach Hause.

Nicht zu unterschätzen auch diese Mitteilung: Frank Baumann und Fabian Ernst sind unversehrt im Schwarzwald eingetroffen, Doppelsieger, beide. Doch bevor es losgeht, muss noch die Nachnominierungsfrage beantwortet werden. Bis Mittwoch, 24.00 Uhr, also nach dem Länderspiel in der Schweiz und dem letzten Gruppenspiel der U21, das darüber entscheidet, ob der Nachwuchs im EM-Turnier verbleibt. Bis dahin wird noch ein Geheimnis daraus gemacht, dass Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger die Nachrücker sein werden. Nicht nur deshalb hat Rudi Völler dieser Tage ein geneigtes Auge auf den europäischen Nachwuchs geworfen: „Global betrachtet, sagt der Teamchef, „ist das Niveau unwahrscheinlich gleich.“

CHRISTOPH KIESLICH