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Archiv-Artikel

HbF zum Selbstsanieren

Die Stadt Mülheim an der Ruhr möchte ihren Hauptbahnhof kaufen. An eine Sanierung durch die Deutsche Bahn glaubt man nicht mehr

Die Bahn wäre froh, wenn sie ihre maroden Bahnhöfe los wäre: „Vielleicht ist das ja ein Signal für Käufer“

VON KLAUS JANSEN

Mülheims Kommunalpolitiker finden ihren Hauptbahnhof hässlich. „Weit davon entfernt, eine Visitenkarte für die Stadt zu sein“ sei die Gleisanlage, sagte Mülheims Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (SPD) in der vergangenen Woche in der Sitzung des Hauptausschusses der Stadt. Dass die Deutsche Bahn etwas am Erscheinungsbild der Anlage ändert, erwarten Mülheims Politiker nicht mehr. Deshalb entschied der Ausschuss auf Antrag der Grünen, dass die Stadt Mülheim mit dem Unternehmen über den Kauf des Bahnhofes verhandeln solle, um die Sanierung selbst zu übernehmen.

„Wir werden seit einem Jahrzehnt von der Deutschen Bahn hingehalten, und nichts ist passiert“, begründet Stadtsprecher Volker Wiebels die Entscheidung, das marode Gebäude nun selbst zu übernehmen. Ein genaues Konzept für die Umgestaltung kann er allerdings noch nicht präsentieren. „Natürlich muss etwas an der Bausubstanz getan werden, auch das Umfeld werden wir neu gestalten“, sagt Wiebels. Und: „Auch Shops sind denkbar.“ Ein Rieseneinkaufszentrum wie das umstrittene geplante „3do“ in Dortmund werde es am Mülheimer Bahnhof jedoch mit Sicherheit nicht geben, sagt Wiebels. „Wir haben ja nur vier Bahngleise, das ist eine ganz andere Größenordnung.“

Auch Mülheims CDU-Vorsitzender Johannes Brands begrüßt den Entschluss, sich am Hauptbahnhof zu engagieren. „Wir müssen dafür sorgen, dass der Nordrand unserer Stadt nicht verkommt“, sagt er. Dafür sei ein ansprechender Bahnhof wichtig. Viel Geld werde die Stadt jedoch nicht für die Anlage auf den Tisch legen können: „Am besten wäre ein symbolischer Preis von einem Euro“, sagt Brands, „denn wir sind unfähig, mehr zu zahlen.“

Ein Gutachten soll nun den Wert des Bahnhofs taxieren. Die Sanierung soll dann unter anderem mit Fördermitteln der Landesregierung finanziert werden, die bereits vor Jahren der Deutschen Bahn 3,5 Millionen Euro für einen Bahnhofsumbau in Aussicht gestellt hatte. „Dieses Geld kann auf die Stadt umgemünzt werden“, hofft Brands.

Die Deutsche Bahn, erdrückt von den Kosten für die Sanierung ihrer bundesweit 5.800, teilweise hundertjährigen Bahnhöfe, steht einem Verkauf nicht abgeneigt gegenüber. Das Unternehmen hat bereits zahlreiche kleinere Haltestellen veräußert. Mit der Mülheimer Anlage gäbe die Bahn allerdings erstmals ein Hauptbahnhof aus der Hand. „Das wäre schon ein dicker Fisch“, sagt Bahnsprecher Torsten Nehring. Er bestätigt Gespräche mit Mülheims Baudezernentin Helga Sander, betont allerdings, dass noch kein Kaufvertrag vorliege. Einen Verkauf müsse man zwar genau prüfen, grundsätzlich sei aber jeder willkommen, der Geld in einen Bahnhof stecken wolle, sagt Nehring. Er sieht den Mülheimer Entschluss als Perspektive: „Vielleicht ist das auch für andere Städte und Investoren ein Signal, zu kaufen.“

Mit an den Gesprächen über einen möglichen Verkauf und die spätere Bahnhofsgestaltung beteiligt sein möchte der Verein Pro Bahn NRW, sagt der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Weber. Auch er ist sicher: „In Mülheim muss etwas passieren.“