EIN SINNVOLLER EINSATZ IN AFGHANISTAN WIRD TEUER, LANG UND RISKANT
: Es gibt keinen Mittelweg

Die Bundesregierung hält es für wünschenswert, dass in Afghanistan ein Staat entsteht, der kein Rückzugsgebiet für Terroristen ist. Ein ehrenwertes Ziel. Angeblich wird es von der überwältigenden Mehrheit der Staaten geteilt. Sollte das so sein, dann wird sich die internationale Gemeinschaft entscheiden müssen: für ein teures, langwieriges und riskantes Engagement, das auf die Schaffung eines Quasi-Protektorats hinausläuft – oder für das offene Eingeständnis, gescheitert zu sein. Eine bloße Verlängerung des Mandats der kleinen UN-Friedenstruppe und eine mögliche begrenzte Ausweitung des Operationsgebietes, wie gestern von Verteidigungsminister Peter Struck in Aussicht gestellt, könnten allenfalls Placebos sein.

Die Bilder gleichen sich, von Kabul bis zum Kongo, von Bagdad bis nach Mogadischu: Solange die inneren Konflikte eines Landes nicht beigelegt sind, so lange ist jede internationale Militäroperation mit politischen Absichten zum Scheitern verurteilt. Es sei denn, sie wird – wie auf dem Balkan – mit einem Gesamtkonzept für die Region verbunden und mit der Bereitschaft, dieses Konzept notfalls auch mit Gewalt durchzusetzen. Ein solcher Plan kann falsch und der Einsatz militärischer Mittel von Fall zu Fall moralisch angreifbar sein. Ohne Wirkung aber bleibt er nicht. Im Unterschied zu allen Versuchen, mit allzu geringen Mitteln und kurzatmigen Muskelspielen langfristige Ergebnisse erzielen zu wollen.

Skeptiker haben vor solchen Versuchen bisher noch jedes Mal gewarnt und sind, sobald sich ihre Bedenken als berechtigt erwiesen haben, von Befürwortern der jeweiligen Militäreinsätze streng ermahnt worden, nun auf Rechthaberei zu verzichten. Das fiele leichter, wenn es Anzeichen dafür gäbe, dass politische und militärische Strategen aus ihren Fehlern zu lernen bereit sind. Diese Anzeichen gibt es bisher nicht. Oppositionspolitiker haben deshalb Recht, wenn sie Widerstand gegen eine Verlängerung des Bundeswehrmandats für Afghanistan ankündigen. Allerdings wüsste man gerne, was sie stattdessen empfehlen: ein langfristiges, teures Engagement – oder den vollständigen Rückzug. Einen vernünftigen Mittelweg gibt es nicht. BETTINA GAUS