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Archiv-Artikel

klamme kammerspiele

Ein wenig verwundert Axel Schneiders Verwundern: Er sei betrübt darüber gewesen, dass der Beginn seiner Kammerspiel-Intendanz vor einem Jahr mit so wenig Wohlwollen begleitet worden sei. Es sei vielmehr sehr schwierig gewesen, das von Erbpächter Jürgen Hunke aufwendig umgebaute Haus als Theaterspielstätte zu erhalten, betonte Schneider bei der gestrigen Spielzeit-Präsentation.

Auch finanziell habe niemand – und schon gar nicht das Altonaer Theater, das Schneider neben dem Harburger Theater ebenfalls leitet – Profit aus der Dreifach-Intendanz gezogen. Im Gegenteil: Die dem ursprünglichen Kandidaten Dominique Horwitz versprochenen Anschub-Subventionen seien entfallen, und in der ersten Hälfte der Saison habe eher das Altonaer Theater die Kammerspiele durchgefüttert als umgekehrt. Beträchtliche Mietkosten zahle er von den 932.000 Kulturbehörden-Euro außerdem. „Die Zusammenführung der drei Häuser als Stäitsch Theater Betrieb GmbH war die einzige Chance, die Kammerspiele zu erhalten. Gerade weil wir nicht jedes Gehalt nach Theatern getrennt verbuchen müssen, können wir die Mitarbeiter an den verschiedenen Häusern einsetzen.“

Schwer durchschaubar ist all das; öffentlich transparent gemacht wurde diese komplexe Konstruktion bisher nie. Und sollte Schneider schon vergessen haben, dass dieses Prozedere inklusive seiner Personalien noch unter Dana Horáková eingeführt wurde? Sollte ihm entfallen sein, welch Misstrauen säende Atmosphäre jene Senatorin verbreitete, die alles, was nicht-mainstreamig schien, mit Acht und Bann belegte? Dass sie mehr als einmal des Kungelns verdächtigt, gelegentlich auch dabei ertappt wurde?

Mitgefangen, mitgehangen? Ein schlichter Spruch. Und doch: Ein wenig strahlt immer ab von der Aura dessen, des Lied man singt – und sei es bloß zufällig, weil Personalien in bestimmte politische Ären fallen. Das so erzeugte öffentliche Misstrauen übelzunehmen heißt Atmosphären verkennen – und die Chance zur Kehrtwende vertun. Vertrauensbildende Maßnahmen wären jetzt vonnöten, deren erste lauten könnte: rückhaltlose Transparenz, was aktuelle und prognostizierbare Zahlen betrifft.

Allein – Schneider und Oberspielleiter Mathias Kosel ergriffen die Gelegenheit nicht: Vage Auslastungszahlen „zwischen 43 und 90 Prozent“ konnten sie vermelden; zudem lasse die zweite Saisonhälfte hoffen. Ab wann sie aber schwarze Zahlen schreiben werden, wussten sie nicht zu sagen. Oder wollten sie nicht? Immerhin stehen Gespräche mit der Kultursenatorin bevor, die „Signale“ zum Erhalt der Subventionen gegeben haben soll. Da wäre es in der Tat undiplomatisch, das Klima im Vorfeld durch beunruhigende Medienberichte zu trüben. Petra Schellen