Jukebox

Und Eric Burdon sang: „Shake it, baby!“

Wieder Eric Burdon, wie bereits vergangene Woche hier. Aber es musste doch nachgeguckt sein, wie es sich wirklich anfühlte, am Mittwoch im Columbia Fritz, bei Burdon. Welche neuen Fragen aufgeworfen wurden. Wenn es eine offizielle Pausenfüllermusik-Hitparade geben sollte, müssen jedenfalls Calexico die Spitzenreiter sein.

Man kommt ja so zum Nachdenken. Ein Rockkonzert. Erinnerungsarbeit. Natürlich harte Trainingseinheit fürs Altersheim. Dort kann man dann gar nichts anderes mehr machen, als die Erinnerungen im Nähkästchen zu sortieren, so wie Eric Burdon gleich mal Trumpf um Trumpf auf die Bühne legte, die ollen Reißer „Boom Boom“, ja „Shake it, baby!“, „Don’t let me be misunderstood“ und, kleiner Schauder der Freude, „When I was young“. Und vor einem drängelt sich einer durch die dichten Reihen (wo kommt den plötzlich das Präsens her). Hat ein schwarzes Shirt an. „Doors“ steht hintendrauf. Stammesabzeichen. Vielleicht kann mir gelegentlich einer sagen, ob es das mit den T-Shirts mit den Bandlogos und den ganzen Anziehsachen-Merchandize in den Sechzigern auch schon gab. Hip sehen die auf der Bühne nun wirklich nicht aus, und der Mann an den Keyboards orgelt das am meisten funky Solo seit Zeiten, könnte man eine ganze Reihe von anständigen Club-Kompilationen daraus sampeln, und später trommelt der Schlagzeuger seines hinterher. Aber man kann ja auch mal vor die Tür gehen und sich fragen, ob das Schlagzeugsolo in den Sechzigern oder doch erst in den Anfangssiebzigern obligatorisch wurde.

Manchmal klangen die Erinnerungen mit Eric Burdon etwas zerrüttet und waren gerade darin anrührend. Für die Chronik: Auch „The House of the Rising Sun“ wurde gespielt. Feuerzeuge Fehlanzeige. Schon das wunderbar. Wie man sich doch fragen muss, wieso man das eher missmutig betretene Columbia Fritz mit verdammt guter Laune wieder verlässt. Auf dem Heimweg kurz am Wahlplakat der Grauen Panther vorbei. Die wissen: „Jung, dynamisch, frech und mutig.“ Unbedingt. THOMAS MAUCH