Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Und manchmal muss man innehalten und schauen, wo man steht. Und wie man da hingekommen ist. Wohin es weiter gehen könnte. Manchmal muss man also eine Bestandsaufnahme machen. Inventur. Was bedeutet eine Gitarre heute, und wie ist es um den Song bestellt? Muss man im Kleinen jammern, weil es die großen Plattenfirmen auch tun? Was macht überhaupt der liebe Zauselbruder Indierock: viele Fragen und mehr Antworten, in der Garage Pankow beim Indispensable Indoor Indie-Festival, bei dem am heutigen Freitag Contriva, Thees Uhlmann, Kate Mosh, Kristen und noch ein paar Bands auf die Bühne gehen, am Samstag machen das Samba, die Grätenkinder, Logh, Gaston und weitere Bands … braucht man Puste, dafür nicht mal ein großes Portmonee: An der Abendkasse zahlt man je 10, im Kombipack 16 Euro. Außerdem ist Rock ’n’ Roll ja vor allem ein Prinzip und muss gar nicht immer nach Rock ’n’ Roll klingen. Wenn also Martin Scorsese von Nass al Ghiwane – heute in der Ufafabrik – als den „Rolling Stones Afrikas“ sprach, geht das schon in Sachen Dienstjahren in Ordnung, weil die Band auch seit Ende der 60er unterwegs ist und dabei mit den Texten immer mal das marokkanische Establishment reizte. Eben Rock ’n’ Roll. Nur hört man den hier als traditionelle Berbermusik und nicht als Beat. Bei Nass al-Ghiwane bis heute nicht artig herausgeputzt. Robuster Primitivismus, wie ihn sich wohl nur die leisten können, die bereits am Anfang einer Bewegung dabei waren, während die Weltmusik immer neu gewendet wird. Nach neuen Schnittstellen wird gesucht oder nach Schnittmengen, in denen die Clubgänger und Weltmusikfans gemeinsam tanzen dürfen, wie bei dem elektronisch upgedateten Electric-Gypsyland-Projekt am Montag im Kesselhaus, bei dem Shantel mit Balkanmusikern von Taraf De Haïdouks und der Mahala Raï Banda antritt.