: Polizei gegen Händchen halten
Grüner Schwulenpolitiker rechnet mit einer halben Million BesucherInnen beim Europride in Hamburg 2004. Ost-Erweiterung der EU als Themen-Schwerpunkt
Hamburg taz ■ Wenn am Wochenende die Love Parade durch Berlin zieht, dann ist das die Dimension, an dem sich der Euro-Pride im Juni kommenden Jahres in Hamburg messen lassen will. Der europäische Christopher Street Day, um dessen Austragung sich die Hansestadt erfolgreich beworben hat, soll schließlich auch mindestens eine halbe Million Menschen anlocken. Das ist zumindest die Zahl, mit der der schwulenpolitische Sprecher der Hamburgischen Bürgerschaft, Farid Müller von der Grün-Alternativen Liste (GAL), rechnet. Danach wäre der Euro-Pride die größte schwullesbische Party, die der Norden bisher erlebt hat.
Ein thematischer Schwerpunkt der drei Wochen dauernden Veranstaltungsreihe, sagt Müller, soll die Ost-Erweiterung der Europäischen Union sein – das Jahr 2004 ist schließlich das Jahr, in dem Länder wie Polen, Tschechien oder Ungarn der EU beitreten sollen. Der GAL-Abgeordnete, der auch Vizepräsident der Bürgerschaft ist, hat in der vergangenen Woche auf Einladung der ungarischen Grünen den Budapester CSD begleitet – ein Zug, der wegen einer rechten Gegendemonstration mit Polizeischutz durch die Straßen marschierte. „Wir haben bei den Passanten, die zugeschaut haben, nur eisiges Schweigen erlebt“, macht Müller als Indiz dafür aus, dass Schwulsein auch in der ungarischen Öffentlichkeit bisher kaum diskutiert wird.
Für Tschechien – Prag hat bisher noch keinen CSD veranstaltet – oder Polen gilt Ähnliches: In Warschau ging gar die Polizei gegen KundgebungsteilnehmerInnen vor, weil sie Hand in Hand liefen. Und im Baltikum und in Russland werde das Thema noch weitaus verschämter behandelt. Hier organisieren sich Schwule und Lesben fast ausschließlich übers Internet.
„Wenn wir Lesben und Schwule aus Osteuropa zum Europride einladen, ist das für sie auch ein Akt der Unterstützung“, sagt Müller. Die Parade durch Hamburg soll am 12. Juni stattfinden – einen Tag vor der Europawahl, für die Müller, wie es der Zufall will, heute seine Kandidatur als grüner Spitzenkandidat bekannt geben will.
Paraden gibt es allerdings bereits an diesem Wochenende – und eben nicht nur in Berlin, sondern im Norden: In Lüneburg und in Lübeck wird der Christopher Street Day gefeiert. PETER AHRENS