Die lieben Schwiegersöhne. Sie leiden auch für euch

Ich bin da leidenschaftslos. Die Beach Boys? Gut. Ins Geschichtsbuch eingeschrieben. Wie die Erfindung der Dampfmaschine oder die Punischen Kriege. Okay. Die Beach Boys klingen besser. Entschieden besser sogar, und tatsächlich können ihre alten Hits noch immer, zum richtigen Zeitpunkt auf den Plattenteller gelegt (meinetwegen auch in den Player geschoben), jede Party retten. Das gibt dir Fun, fun, fun, ‘til her daddy takes the T-Bird away. Festzuhalten weiter, dass bei der ewigen Frage nach der besten Pop-Platte seit dem Paläolithikum regelmäßig auf die „Pet Sounds“ verwiesen wird, mit denen die Beach Boys 1966 die Beatles ganz schön schockten. Aber der allgemein Liebste wird nur, wer der gemein Zweitliebste ist (das ist so ein historischer Kompromiss). Außerdem war die Frage: kann man bei den Beach Boys wirklich in Leidenschaft entbrennen? Wie für The „bekannter als Jesus“ Beatles, für The „böser als der Teufel“ Rolling Stones. Für die Brusthaare von Robbie Williams. Meinetwegen für die Sache. Das alles geht. Aber für diese leicht pummeligen Beach Boys mit ihrem Schwiegersohnlachen? Da hört man doch lieber auf die Musik. Also die B-Wertung. Wen man gern als Schwiegersohn um sich hätte, will man noch lange nicht als Gatte mit im Bett. Die Beach Boys aber lächeln dazu und sitzen weiter in ihrem Hotel California (you can check out any time you like, but you can never leave). Tapfer trugen sie, dass ihnen die Band-Brüder wegstarben. Sie stapften durch den Wahnsinn. Ja: Auch Brian Wilson litt für uns (deswegen muss das Mastermind der Band bei der Feier zum vierzigjährigen Jubiläum des Markenzeichens am Mittwoch im Tempodrom auch gar nicht dabei sein). Sie können warten. Wenn dann alle Leidenschaft nur noch ein Häufchen Asche ist, bleiben immer noch: die Beach Boys. THOMAS MAUCH