Pappkameraden auf dem Markt

Zzzwirlrrrítsch! So klingt es, wenn ein drei Meter langer Klettverschluss aufreißt. „Guck mal Mami, das geht ja immer wieder auf!“ Die beiden Rolandmonteure auf dem Markt lassen sich nicht stören; der Roland von Wedel bekommt halt eins mit der flachen Hand aufs kugelige Geschlechtsteil. Zack! Die neun Rolandsäulen sind hohl. Die Kunststoffröhren bestehen aus zwei Hälften, die per Kreppband zusammenpappen. Innen sind sie weiß, außen grell bunt: Rot und gelb plus Standbild-Fotos von je drei Rolands, etliche mit blauem Himmel, meist schräg von unten geknipst, manche unscharf.

Ursprünglich hätten sie jeden Abend ab-, jeden Vormittag wieder aufgebaut werden sollen – das wär’ ne prima Performance geworden. Aber es gibt keine ABM-Stellen mehr. Die jetzigen Monteure sind Profis vom Messebau. Erkennbar daran, wie sie die Holzleiter von Laternenpfahl zu Laternenpfahl heben und die nächste Halbröhre aus der Bürgerschaft holen, wo die Dinger gelagert waren. Stoisch transportieren sie das Teil durch die Hochzeitsgesellschaft, die rote und blaue Helium-Ballons in den Himmel steigen lässt. Ablegen – nicht stellen, sonst fällt’s um. Und natürlich auf der Schauseite, sonst lässt sich nachher nicht mehr unterfassen, wär ja blöd. Nächste Hälfte holen.

Schwapp! Ein Schwall ergießt sich aufs Pflaster. Die Pappkameraden standen im Regen, bevor man sie für die Nacht demontiert hat. Das Wasser hat sich auf den inneren Verstrebungen abgesetzt, die aussehen, wie Regale. Die Monteure kippen es ab.

Das also ist der erste Akt des Bremer Rolandfests, das „als Kommunikationsplattform“ der Kulturhauptstadtbewerbung zu „überregionaler Ausstrahlung“ verhelfen und mit dem der Spagat zwischen Feuilleton und Volksfest gelingen soll. bes