: Messlatte rules
Wenn nicht mindestens 500.000 Raver zur heutigen Love Parade kommen, rechnet sich der Aufwand nicht. Ist der 15. Techno-Umzug der letzte?
von JAN ROSENKRANZ
Von wegen „Love rules“. Entgegen dem diesjährigen Motto der Love Parade rules nicht Love und nicht der Absperrzaun, sondern die Messlatte. Die Veranstalter befürchten: Wenn es einen erneuten Einbruch der Besucherzahlen gibt, wird es womöglich keine Love Parade mehr geben. „Kommen weniger als 500.000 Raver, wird es schwierig für uns“, sagte Love-Parade-Geschäftsführer Fabian Lenz. Wird die 15. Loveparade auch die letzte sein?
Über weniger Besucher hat sich sogar die Sprecherin der Love Parade Gedanken gemacht: „Wenn weniger kommen, macht es mehr Spaß“, findet sie. Dass Partner und Sponsoren diese Ansicht teilen, darf bezweifelt werden. Schließlich rechnet sich der gigantische Aufwand erst ab einer bestimmten Zahl von Besuchern, sonst droht ein Verlustgeschäft. Diese würden sich zurückziehen. Und ohne die wäre die Parade schon Anfang des Jahres abgeblasen worden. Es wäre auch eine Niederlage für die landeseigene Messe Berlin GmbH, die sich in diesem Jahr erstmals an der Ausrichtung der Großveranstaltung beteiligt. Auch deren Tochter Berlin Catering, die die Hauptlizenz für den Verkauf von Speisen und Getränken erworben hat, macht nur mit vielen Gästen ein Geschäft.
Und ob die kommen, bleibt spannend. Vor zwei Jahren tanzten noch über eine Million Besucher auf der Straße des 17. Juni, im vergangenen Jahr war die Zahl überraschend auf etwa 600.000 gesunken.
Bei einem erneuten Besuchereinbruch werden sich auch noch mehr Clubs und Plattenlabel vom Techno-Umzug verabschieden. Einen eigenen Tieflader auf die Piste zu schicken leisten sich schon jetzt immer weniger. Und statt 40 Wagen gehen heute um 14 Uhr nur 30 an den Start. Schuld sei auch die Krise in der Musikindustrie.
Wenn die Parade heute die Messlatte reißt – ein Schuldiger wäre leicht gefunden: „Alfred“, das Tief, das den Ravern mehr Wolken als Sonne beschert und sogar für vereinzelte Schauer sorgen könnte. Fraglich auch, ob sich bei Temperaturen um 22 Grad Celsius die Oben-ohne-Quote halten lässt. Egal, es geht nicht mehr um Qualität. Was einzig zählt, ist Quantität. 499.999 plus 1.