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Archiv-Artikel

Frauenbildung wird zur Bauruine

Bildungsbehörde will massive Kürzungen durchsetzen: Die Frauenprojekte Denkträume und efa stehen vor dem Aus. Ebenso das Frauenzentrum Flaks, für das in Altona ein Neubau errichtet wird. Auch Bildungsstiftung SBB bedroht

von EVA WEIKERT

Auf dem Richtfest im April hatte Hinnerk Fock den Mitarbeiterinnen von Flaks noch eine erfolgreiche Zukunft gewünscht. Jetzt weiß auch Altonas Bezirksamtsleiter plötzlich nicht mehr, wer in den Neubau an der Alsenstraße zieht, den die Stadt eigens für das Frauenzentrum errichten ließ. „Wir müssen die neue Lage erst ausloten“, so Fock gestern zur taz. Denn die Bildungsbehörde hat massive Einschnitte in der Berufs- und Weiterbildung angekündigt und damit Flaks die Existenzgrundlage entzogen. Auch die Fraueneinrichtungen efa und Denkträume stehen vor dem Aus. Der Verbund der Hamburger Frauenförderer, pro:fem, will sich damit nicht abfinden. Vorstand Heike Peper kündigt an: „Wir werden kämpfen.“

Am Freitag hatte Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig überraschend Mittelkürzungen in der Berufsbildung von insgesamt fünf Millionen Euro bekannt gegeben. Dabei handele es sich um nicht eingelöste Sparverpflichtungen ihres Vorgängers Rudolf Lange (FDP), so die Parteilose. Neben den drei Trägern von Frauenförderung verliert auch die Stiftung Berufliche Bildung ihren kompletten Zuschuss und muss wohl schließen (taz berichtete).

„Die Nachricht hat uns kalt erwischt“, sagt Peper. „Die Betroffenen müssen jetzt erstmal schauen, ob und was zu retten ist.“ Besonders bedrohlich sieht es für Hamburgs ältestestes Frauenbildungszentrum Denkträume aus. Die Einrichtung im Uni-Viertel wurde bisher voll von der Bildungsbehörde finanziert. Dem Verein efa in Altona hingegen bleiben noch die von der EU bezuschussten Projekte. „Aber unser Herzstück, die Beratungsstelle für Berufliche Bildung in Altona, wird bereits zum 1. Juli dicht gemacht“, berichtet Geschäftführerin Susanne Wehowsky. Dann verliert auch ein Teil des achtköpfiges efa-Teams seinen Arbeitsplatz.

Nicht besser ergeht es Flaks. Die Einrichtung, die Sozialhilfeempfängerinnen, Migrantinnen und Alleinerziehenden den Weg in die Berufstätigkeit ebnet, sollte sich wegen hohen Zulaufs eigentlich vergrößern. So lässt die Stadt derzeit für 1,5 Millionen Euro ein neues Haus für den Träger bauen, im Herbst sollte Flaks einziehen. Mit dem jährlichen Zuschuss der Bildungsbehörde von 98.000 Euro verliere die Beratungsstelle jetzt „ihr Fundament“, wie Chefin Karen Haubenreiser beklagt: „Ohne diese Mittel können wir nicht existieren.“

Die GAL-Opposition warnt denn auch, mit der Schließung von Flaks würde „eine große Investition kurz nach dem Richtfest zur Bauruine“. Zornig sind die Betroffenen aber nicht nur über die Einschnitte, sondern auch über das Verhalten der verantwortlichen Senatorin. Diese habe entschieden, ohne zuvor über mögliche Einsparungen zu verhandeln, berichten die geschröpften Träger. „Das ist brutal“, so efa-Chefin Wehowsky.

„Die Härte der Entscheidung hat uns überrascht“, sagt auch Thomas Knoche, Vorstand der Stiftung Berufliche Bildung (SBB), die mit 3,9 Millionen Euro den Großteil der Einsparungen erbringt. Die Begründung der Behörde, die im Zuge der Hartz-Arbeitsmarktgesetze gestrichenen Zuschüsse des Bundes würden auch Hamburg zur Kürzung zwingen, bezeichnete die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di jetzt als „Quatsch“. So habe sich die SBB bereits durch Reduzierung ihres Personals um zwei Drittel auf die neue Gesetzeslage eingestellt.

Stiftungsvorstand Knoche gibt sich denn auch nicht geschlagen. Er will an die Bürgerschaft appellieren, den Bildungskahlschlag zu verhindern.