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Archiv-Artikel

BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNERIMBISS: Prenzl. BergFALAFEL: Kreuzberg

INDISCHE PIZZA: Der Imbiss

Durch einen Lautsprecher ruft der Bärtige hinter dem offenen Ofen Sven, Lisa oder Jens aus. Sven, Lisa oder Jens eilen dann nach drinnen, wo eine leckere warme Mahlzeit sie erwartet, auf einem bunten Plastiktablett. Der Laden heißt, was er ist: „Der Imbiss“. In der Kastanienallee wählt man zwischen Naan, einer Art indischer Pizza, die mit Gemüse, Lachs, Pesto, Rucola oder so belegt wird. Oder einer Schüssel Reis, ebenfalls mit Gemüsen, Fisch oder Fleisch überschüttet, manchmal ganz schön scharf. Alles um die vier Euro. Alles ziemlich gesund, indisch inspiriert und sehr lässig. Der Bärtige drinnen balanciert recht unkompliziert die dicke Pfanne über offenem Feuer mit beeindruckend hoher Flamme. Sind Tische und Bänke draußen gut gefüllt, bleibt ihm nach Vollendung eines Gerichts keine Zeit, um hinauszulaufen. Deswegen die Lautsprecher. Und die Maschine zum Raspeln der Möhren ist selbst gebaut: Ein Bohrer erledigt hier die Arbeit. Drinnen sitzt man zwischen Schwarzwald und Hawaii. Kann mit dem Bärtigen plauschen und ihm zusehen, wie er sein Leben riskiert für eine Pfanne Gemüse und dabei lacht. JGR

Der Imbiss, Kastanienallee 49, U-Bahnof Senefelder Platz/Rosenthaler Platz, Tram Zionskirchplatz

FALAFEL:Sesam

Das Sesam ist Kreuzberg für Anfänger. Der erste Laden, von dem jeder Zugezogene wahrscheinlich hört: „Da schmeckt das Schawarma am besten“, raunen Neu-Kreuzberger noch neueren Kreuzbergern zu. Ihren Freunden von außerhalb erzählen sie, es sei der erste Laden mit vegetarischem Essen in Berlin gewesen.

Das kleine schummrige Sesam mit der wackligen Glastheke ist Legende, warum auch immer. Bei Alteingesessenen hingegen ist das Sesam-Schawarma wohl deshalb so begehrt, weil um die Gneisenaustraße kein Döner wirklich schmeckt. Typischer Dialog: „Ich hab echt voll Appetit auf Döner“, sagt einer. „Schmeckt scheiße hier, weil die alle dieses komische Hackfleisch haben.“ Sie gehen dann zu Sesam. Drinnen sitzen wahlweise alte Männner mit Tee auf bunten Decken, daneben Trainingsjackenyuppies aus Friedrichshain und Prenzlauer Berg. Ab und an verirren sich Touristen in den kleinen Laden. Die Männer hinter dem Tresen gucken bei Touristen gelangweilt, bei Berlinern höflich, bei Kreuzbergern freundlich. Nichts Außergewöhnliches und dennoch eines der bekanntesten Essen der Stadt. Zu Recht, denn es schmeckt immer. Seit längerem hat Sesam eine große orange Filiale in der Bergmannstraße eröffnet, da kann man richtig essen gehen. Der Laden ist heller, alles schmeckt lecker, es gibt mehr Auswahl. Aber wer vom Sesam erzählt, meint immer den kleinen Laden an der Gneisenaustraße. DAS

Sesam, Bergmannstraße 96 undGneisenaustraße 22, von 12 bis 3 Uhr, U 7 Gneisenaustraße