: Lampedusa überbelegt
Rund 1.800 Menschen leben in einem Flüchtlingslager mit 850 Plätzen. Bewohner protestieren gegen Minister
ROM afp/dpa/epd ■ Nach der Ankunft von zwei Flüchtlingsbooten innerhalb eines Tages sind in dem Auffanglager auf der süditalienischen Insel Lampedusa so viele Menschen wie nie zuvor untergebracht. Obwohl das Lager nur für die Unterbringung von 850 Menschen ausgelegt ist, seien dort am Dienstag mehr als 1.800 Menschen beherbergt gewesen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Nachdem die Küstenwache am Montag bereits ein Boot mit mehr als 200 Flüchtlingen vor Lampedusa aufgegriffen hatte, sichtete sie am Dienstag ein weiteres Flüchtlingsboot im Meer und brachte die 126 Insassen auf die Insel.
Die Bewohner Lampedusas protestierten vor dem Auffanglager gegen die Situation in der Unterkunft. Sie gaben Innenminister Roberto Maroni die Schuld. Maroni hatte Ende des vergangenen Jahres angekündigt, die auf Lampedusa ankommenden Flüchtlinge sollten nicht mehr von der Mittelmeerinsel in andere Lager auf dem italienischen Festland gebracht werden. Um die meist aus Afrika kommenden Flüchtlinge schneller abzuschieben, sollten die Ankömmlinge direkt von Lampedusa aus in ihre Herkunftsländer zurückgebracht werden. Deswegen war er international heftig kritisiert worden. Maroni hatte kürzlich auch angekündigt, das G-8-Treffen der Innenminister zum Thema „Einwanderung“ im Mai zur Illustration der Lage auf Lampedusa zu veranstalten.
Die kleine Insel, die rund 200 Kilometer südlich von Sizilien liegt, ist ein Hauptanlaufpunkt für Bootsflüchtlinge aus Afrika. Letztes Jahr trafen dort nach Angaben des italienischen Innenministeriums rund 31.700 Flüchtlinge ein, 75 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Flüchtlinge fahren meist in nicht hochseetauglichen Booten über das Mittelmeer, um in die EU zu gelangen. Dabei kommen immer wieder Menschen ums Leben. Anfang der Woche ertranken vermutlich 26 Flüchtlinge bei einem Schiffsunglück vor der tunesischen Küste. Vier Menschen wurden von Fischern gerettet, fünf konnten sich an Land retten.