Journalist getötet

Der Anschlag in Saudi-Arabien auf Mitarbeiter der BBC ereignet sich in einem Wohnviertel radikaler Islamisten

KAIRO taz ■ Die beiden Journalisten des britischen Senders BBC waren auf dem Weg zum ehemaligen Haus eines stadtbekannten militanten Islamisten in der saudischen Hauptstadt Riad. Plötzlich wurde von einem Jeep mit getönten Scheiben aus das Feuer auf sie eröffnet. Der irische Kameramann Simon Cumbers starb sofort. Der britische Korrespondent Frank Gardner konnte nach Augenzeugenberichten bei dem Anschlag, der sich bereits am Sonntagnachmittag ereignete, zwar zunächst fliehen, wurde aber dann doch noch niedergeschossen und liegen gelassen, weil die Täter ihn offensichtlich für tot hielten. Der 42-Jährige wurde schwer verletzt in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht. Nachdem er die ganze Nacht operiert wurde, gilt sein Zustand als „kritisch, aber nicht unmittelbar lebensgefährlich“. Die „unbekannten Elemente“, wie die Täter in einer Erklärung des Innenministeriums genannt werden, konnten fliehen.

Gardner und sein konflikterfahrener Kameramann Cumbers, 36, waren erst vor wenigen Tagen ins Königreich gereist, um über die Folgen des Anschlages auf eine Wohnanlage in al-Khobar zu berichten, bei dem vor neun Tagen 22 Menschen, darunter 19 Ausländer, ums Leben gekommen waren. Offenbar arbeiteten sie an einem BBC-Filmbeitrag über das Armenviertel Suwaidi in Riad. Das Viertel mit einer halben Million Einwohner, die meist aus den konservativen Dörfern rund um die Stadt stammen, gilt als eine Hochburg der Militanten. Immer wieder kam es dort in den letzten Monaten zu Schießereien mit der Polizei. 15 der 26 meistgesuchten militanten Islamisten kommen aus diesem Viertel. Der Anschlag ereignete sich vor dem Haus Ibrahim al-Rayyes, der einstigen Nummer sechs auf der saudischen Fahndungsliste, bevor er dort am 8. Dezember von den saudischen Sicherheitskräften erschossen worden war. In dem Haus wurden nach Polizeiangaben Waffen, Munition und zahlreiche gefälschte Dokumente gefunden.

Gardner, ein ehemaliger Nahostkorrespondent der BBC, gilt als ausgewiesener Al-Qaida-Spezialist und Kenner Saudi-Arabiens mit guten Kontakten zum britischen Geheimdienst. Der britische Sender setzte ihn in den letzten Monaten als „Korrespondent für Sicherheitsfragen“ ein. Unklar ist, ob die Täter nur „eine zufällig entstandene günstige Gelegenheit“ genutzt haben, oder ob sie es gezielt auf Gardner abgesehen hatten.

„Der Anschlag beweist einmal mehr, unter welcher ernsthaften und chronischen Terrorbedrohung sich Saudis, aber ganz besonders britische und amerikanische Staatsbürger in diesem Land befinden“, erklärte der britische Botschafter in Riad, Sherard Cowper-Coles.

KARIM EL-GAWHARY