: Küss die Hand und gebts mir Geld
Egal, ob Iris Berben oder Kati Witt: Die gestrige Verleihung der Women‘s World Awards ist vor allem eine Gelddruckmaschine für die veranstaltende Wiener Agentur. Die Stadt Hamburg schmückt sich mit einem Event, das bei Licht betrachtet keines ist
aus Hamburg PETER AHRENS
Das Schönste, vielleicht das einzig Schöne, bei der Verleihung der World Awards, ist das Wienerische in der Luft. Die Preisverleihung an die „Frauen, die unsere Welt verändert haben“ (Nena!,Iris Berben!!), gestern Abend mit Glanz und Gloria im Hamburger Congress Centrum zelebriert, kann man vom Unterhaltungseffekt her selbstredend vergessen. Aber die Nonchalance, die die österreichischen VeranstalterInnen mit ihrem breiten Dialekt nun schon zum zweiten Male in die Hansestadt bringen, rettet das Spektakel – ein bisschen.
Das gesamte Ereignis – manche in der Hamburger Wirtschaftsbehörde sprechen glänzenden Auges auch von Event – geht auf die Initiative des Wiener Geschäftsmannes Georg Kindel zurück, eines Cleverle in Sachen Vermarktung. Begonnen hat Kindel als kleiner Musikredakteur für die österreichische Zeitschrift Rennbahn Express, in der er erste Kontakte zur Show-Prominenz knüpfte. Später verfasste er ein paar Männer-Ratgeber, unter anderem über die „Hormon-Revolution“ und das „österreichische Aufriss-Buch“, in dem er die häufigsten männlichen Anmachsprüche in dem Alpenland aufschrieb: 1. Haben Sie Feuer? 2. Darf ich Sie zu einem Getränk einladen? 3. Kennen wir uns nicht irgendwo her?
Es ist ungeklärt, mit welchem der drei Sprüche er es geschafft hat, den ehemaligen russischen Politstar und jetzigen Event-Vagabunden Michail Gorbatschow auf sich aufmerksam zu machen. Jedenfalls gelang es Kindel im Jahr 2001, mit der Marke Gorbatschow als Zirkuspferd die Veranstaltung der World Awards, dem Preis für die „Männer, die unsere Welt besser gemacht haben“, aufzubauen. Geholfen hat ihm dabei, dass er mit dem langjährigen RTL-Schwergewicht Helmut Thoma in seiner Agentur World Connection einen Mann an der Seite hat, der über allerbeste Kontakte in die Medienwelt verfügt. Man sehe sich „als Kommunikationsagentur des 21. Jahrhunderts, als kreative Ideenschmiede völlig neuer Art“, posaunten beide zur Agenturgründung 2002 heraus.
Beim Hamburger Senat hat er damit seit dem Vorjahr jedenfalls offene Türen eingerannt. Der Senat unter Ole von Beust (CDU) ist stets bedacht, die Hansestadt durch vermeintliche Gala-Ereignisse in die Schlagzeilen zu bringen und so Pluspunkte im Aufmerksamkeitswettbewerb mit Berlin zu sammeln, völlig egal, ob der Preis selbst irgendeine Bedeutung hat oder nicht. Bei der letztjährigen Männerverleihung stand US-Akteur Michael Douglas als Preisträger ebenso auf der Bühne wie Siemens-Chef von Pierer und waren wohl selbst überrascht, wie sie zu dieser Ehre gekommen sind.
Gestern wurde nun also die PR-Nische Frauenpreis durch Kindels Agentur gefüllt. Und auch hier wurde wieder derbstes Namedropping betrieben. Ex-DDR-Eislaufbotschafterin Kati Witt bekam den World Business Award überreicht „für ihren beruflichen Erfolg nach ihrer Gold-Karriere“, für die Anwesenheit von Top-Model Nadja Auermann wurde der „World Style Award“ kreiert, und der Media-Award für den „heldenhaften Einsatz, die Wahrheit ans Licht zu bringen“, ging an CNN-Starreporterin Christina Amanpour.
Ob die Geehrten die Preise verdienen oder nicht, ist auch diesmal komplett egal. Hauptsache, Kindel hat genug Sponsoren von VW bis AWD erreicht. Damit hat sich das Unternehmen für ihn wieder mal gelohnt.