: Parlament in Jakarta als Anschlagsziel
Keine Verletzten bei Bombendetonation in Indonesiens Hauptstadt. Muslimische Extremisten als mögliche Täter
BANGKOK taz ■ Auf das Parlamentsgebäudes in Jakarta ist gestern ein Bombenanschlag verübt worden. Verletzt wurde niemand, da die Abgeordneten Sommerpause haben. Augenzeugen berichteten, dass die Bombe in einem Raum detonierte, in dem sich die zentrale Klimaanlage des Gebäudes befindet. Zu dem Attentat bekannte sich bislang niemand. Ermittler mutmaßten aber, dass entweder muslimische Extremisten oder gar die Separatistenbewegung „Freies Aceh“ (GAM) dahinter stecken. Die Explosion ereignete sich nur wenige Tage nach den Verhaftungen mehrerer mutmaßlicher Mitglieder des regionalen Terrornetzwerks Jemaah Islamiyah (JI).
Die Polizei hatte am vergangenen Freitag bekannt gegeben, sie habe die neun Verdächtigen in Jakarta und der zentraljavanischen Stadt Semarang festgenommen. Die Angehörigen einer „neuen Terrorzelle“ hätten unter ihrem Anführer „Mustofa“ Attentate im ganzen Land geplant. Gleichzeitig waren bei Razzien in mehreren Städten auf Java Unmengen an Munition und Sprengstoff sichergestellt worden. Gerüchten, die Polizei hätte auch Riduan Isamuddin alias Hambali geschnappt, den meistgesuchten Mann Südostasiens, trat Indonesiens Polizeisprecher Edward Aritonang jedoch entgegen.
Explosionen wie die gestrige sind in Indonesien nichts Ungewöhnliches. Anfang Februar war vor dem Polizeihauptquartier in Jakarta ebenfalls eine Bombe hochgegangen. Einen „Zwischenfall von enormer politischer Bedeutung“ nannte dies Polizeichef D’ai Bachtiar, weil Ermittler kurz zuvor einen mutmaßlichen JI-Führer aus Singapur festgenommen hatten. Polizeisprecher Aritonang sprach schon damals von einer „Lücke im Sicherheitssystem“.
Bislang wurden mehr als 30 mutmaßliche Mitglieder der Jemaah Islamyiah verhaftet, mehrere Hauptverdächtige im Fall Bali stehen vor Gericht. Einer von ihnen, der Mechaniker Amrozi, rechtfertigte den Terrorakt damit, dass Bali nun „weniger dem verderblichen Einfluss von Ausländern ausgesetzt“ sei.
Einen anderen Terrorverdächtigen will Indonesien jetzt nach Deutschland abschieben: Rheda S., ein Deutscher ägyptischer Abstammung, war verdächtigt worden, eine wichtige Al-Qaida-Figur zu sein, wurde dann aber nur zu zehn Monaten Haft wegen Verstoßes gegen Visumsbestimmungen verurteilt. Gegen Rheda S. ermittelt in Deutschland die Bundesanwaltschaft wegen terroristischer Aktivitäten. Ein Haftbefehl liegt derzeit nicht vor. NICOLA GLASS