: Protektor gestartet
Die Auffanggesellschaft übernimmt die Altverträge der Mannheimer Leben, die damit eine Insolvenz vermeidet
MANNHEIM dpa/rtr ■ Das Experiment läuft, Protektor arbeitet. Die Auffanggesellschaft, die die deutschen Versicherungen für akute Krisenfälle in der Finanzwirtschaft gegründet hatten, hat sich mit dem angeschlagenen Versicherungskonzern Mannheimer Holding über die Zukunft von dessen Lebensversicherungs-Tochter geeinigt. Protektor werde alle 345.000 Verträge mit einem Volumen von etwa 18 Milliarden Euro formell übernehmen, teilte eine Sprecherin der Mannheimer Leben gestern mit. Dabei handele es sich um eine „rechts- und insolvenzsichere Übertragung“.
Der Vertrag sieht vor, dass Protektor zunächst auch stille Lasten in Höhe von rund 238 Millionen Euro übernimmt. Diese sollen im Laufe der Zeit von der Mannheimer AG Holding abgestottert werden. Hätte Protektor auf einer kurzfristigen Rückzahlung bestanden, wäre die ganze Holding möglicherweise nicht überlebensfähig gewesen.
Im Gegenzug übernimmt die Mannheimer „vielfältige Dienstleistungen“ für Protektor. Die Auffanggesellschaft hat keinen eigenen Verwaltungsapparat. Dies könnte bedeuten, dass die Mannheimer die Verträge indirekt weiter betreut. Weitere Einzelheiten würden demnächst bekannt gegeben, sagte die Sprecherin. Die Vereinbarungen haben Vorbildfunktion, weil die Mannheimer der erste Protektor-Fall überhaupt ist.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hatte der Mannheimer Leben den weiteren Geschäftsbetrieb verboten. Neukunden können deshalb nicht mehr geworben werden. Der Konzern hatte sich an der Börse verspekuliert und als erster Lebensversicherer in der Nachkriegszeit vor der Insolvenz gestanden. Ein Rettungsversuch, bei dem die Branche 370 Millionen Euro zusammenbekommen wollte, ohne die aufwändige Auffanggesellschaft zu aktivieren, war Ende Juni gescheitert.