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Archiv-Artikel

PHILIPP MAUSSHARDT über KLATSCH Angela Merkel und ein Geliebter – uijuijui

Das Sexualleben unserer Politiker taugt nicht als Wahlkampfthema. Es gibt auch Interessanteres: Eugens Riesen-Sau

Natürlich ist es wichtig, ob Jennifer Lopez aus Liebe heiratet oder nur auf Rat ihres PR-Agenten, und wen Heidi Klum küsst. Auch wie es mit dem europäischen Hochadel weitergehen soll, nachdem das blaublütige Heiratsmaterial auszugehen droht. Aber eigentlich würde ich viel lieber über Eugens Mutterschwein schreiben. Eine wirklich riesengroße Sau. Eugen sagt, sie wiege 344 Kilo. Demnächst wird sie geschlachtet und eingefroren. Nachdem ich aus Miami wiederkam (der treue Abonnent erinnert sich) und bevor ich in das Tal in der südöstlichen Toskana in die Nähe Eugens – noch einmal – riesiger Sau weiterreiste, war ich kurz in Deutschland und hörte in den wenigen Tagen so viel Klatsch und Tratsch, dass es das Sommerloch in diesem Jahr mühelos füllen wird.

Mit dem Klatschreporter ist es wie mit einem Vorbestraften: Er wird den Makel der Vergangenheit nie mehr los, auch wenn er sich über die Jahre bemüht hat, ein besserer Mensch zu werden. Insofern nehme ich es meinen Mitmenschen nicht übel, dass sie ihre Gerüchte und Halbwahrheiten bei mir abladen. Während ich meist ans Essen denke, erzählen sie mir mit stockender Stimme, was sie soeben aus gut unterrichteten Kreise erfahren hatten.

Gerade als ich das Rezept eines mit Fenchelsamen gefüllten Schweinerollbratens gedanklich durchging, blieb ich an einem Satz meines Gegenübers hängen. „Und stell dir vor, der Neue ist Fernsehjournalist, und fast alle in Berlin wissen es, nur sagt es keiner.“ Hatte er nicht gerade von Angela Merkel gesprochen, unserer Kanzler-Hoffnung? Angela und ein Geliebter – uijuijuijuijui. Werde der Sache mal nachgehen. Dass es in ihrer Ehe nicht mehr ganz so laufen soll, hatte ich ja bereits erwähnt. Oder nicht? Egal. Für die politisch anders Verfolgten mag die Nachricht ausgleichend wirken, dass der deutsche Außenminister nach Ansicht von Frankfurter Freunden im August seine fünfte Ehefrau zu nehmen gedenke. Hoffentlich ist das jetzt juristisch einwandfrei formuliert. Joschka Fischer ist bei Privatangelegenheiten schneller beim Anwalt als jeder Klatschreporter an der Schreibmaschine. Kanzler und Vizekanzler: Macht dann neun Ehefrauen. 5 x Fischer und 4 x Schröder. Ob das der Kanzler auf sich sitzen lässt?

Jedenfalls taugt das Sexualleben unserer Politiker nicht wirklich als Wahlkampfthema. Zeigst du auf mich, zeig ich auf dich. Insofern lässt sich aus dem immer lauter werdenden Gerücht, die katholische Fast-Bundespräsidentin Anette Schavan (CDU) würde sich privat mit einer Frau aus Frankfurt sehr gut verstehen, nicht wirklich Kapital schlagen. Viel gefährlicher für die Liebschaften von Politikern sind die eigenen Parteifreunde. Die tuscheln am lautesten, wenn sich Schavan wieder einmal gegen die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partner wendet.

Beim Arista, dem berühmten toskanischen Rollbraten, sollte man ein Nackenstück und nicht, wie die meisten Kochbücher raten, den Rücken nehmen. Der Nacken ist durchwachsener und so zieht der Geschmack des Rosmarins und des Fenchels viel intensiver in das Fleisch ein. Ich nickte von Zeit zu Zeit mit dem Kopf, während ein neuer Informant in meiner Küche saß und von jener Kosmetikerin erzählte, die seit Jahren schon ein Verhältnis und ein gemeinsames Kind mit Karl-Heinz Wildmoser teilte. „Meine Güte, wer ist Wildmoser?“, stöhnte ich und war schon wieder abgeschweift zu diesem wirklich ungeheuren Schwein, wie ich keines vormals je sah. Und ich kenne Schweine.

Es muss ein wilder Eber mal den Weg in den Schweinestall von Eugen gefunden haben, denn die Borsten sind schwärzer als beim Hausschwein. Tagsüber schläft es meist, ist aber erstaunlich schnell auf den Beinen, wenn man nur einen faulen Apfel über den Zaun wirft. Von den dreizehn Ferkeln, die die Sau in diesem Jahr warf, hat nur ein einziges die ersten Tage überlebt. Fast wie Gerüchte. Eugen sagt, dass, wenn ein Schwein nur einen Tag früher als die üblichen 116 trächtigen Tage wirft, die Schweinekinder oft sterben. Habe ich jetzt auch nicht gewusst. Finde ich durchaus interessant – oder nicht?

Fotohinweis: PHILIPP MAUSSHARDT KLATSCH Fragen zum Arista? kolumne@taz.de Montag: Peter Unfried über CHARTS