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Archiv-Artikel

Fahrender Bildflimmer

Die Rheinbahn setzt mit Fahrgast Fernsehen auf Serviceleistungen. Mit der Marketingstrategie soll eine erhöhte Kundenzufriedenheit erreicht werden

„Bei der Auswahl muss man aufpassen, dass es kein Konservenprogramm wird“

von Alexandra Goj

Ab Oktober 2004 will das Düsseldorfer Verkehrsunternehmen Rheinbahn in 40 Bahnen Monitore installieren, um den Fahrgästen mehr Service zu bieten. Ein Bildermix aus Fahrgastinfos, Infotainment, Nachrichten und Werbung soll stumm über die Mattscheiben flimmern. Gesponsort wird die technische Ausrüstung inclusive Datenversorgung per Funknetzwerk von der Trend Network AG in Mohnheim.

Bei den Stadtwerken in Dortmund war das Bahn-TV bereits vor vier Jahren im Gespräch – die Idee konnte sich aber nicht durchsetzen. Pressesprecher Bernd Winkelmann nennt die Gründe: „Das ganze ist nichts weltbewegend Neues. Uns war der technische Aufwand zu kompliziert, wir konnten die Kosten nicht tragen und haben deshalb das Bahn-TV verworfen. Es sieht auch nicht so aus, dass es das demnächst geben wird.“ In den benachbarten Städten Bochum und Essen hat sich die anfängliche Euphorie gegenüber dem Bahn-TV gelegt. Die BOGESTRA in Bochum und die EVAG in Essen konnten die hohen Kosten für das Bahn-TV bisher nicht aufbringen.

Dieses Kapitel ist in Düsseldorf bereits geklärt. Dort geht es zur Zeit um die Sendeinhalte: „Die Informationssituation für die Fahrgäste muss sich verbessern“, stellt Georg Schumacher, Pressesprecher der Rheinbahn fest. Fahrgäste der angrenzenden Städte Krefeld, Duisburg, Neuss und Moers profitieren unter anderem von einer drei Haltestellen Vorschauinfo, dem aktuellen Datum und einer Uhrzeit-Anzeige. Sinnvoll erscheinen Schumacher Informationen zum Fahrplanwechsel, kundenrelevante Produktinfos und Ankündigungen rund um die Rheinbahn.

EVAG-Sprecher Niels Hoffmann begründet die Ablehnung seines Konzerns: „Die Fahrgäste sind bereits informiert und brauchen keine Fahrpreisinformationen. Meldungen aus dem Unternehmen sind nicht so interessant, dass man sie ausstrahlt.“

Um die tagesaktuelle Versorgung mit dem Info-Programm der Rheinbahn kümmert sich die Sendezentrale in Potsdam. Die Rheinische-Post Online ist für die lokale Nachrichtenversorgung zuständig. Für Infotainment, Unterhaltung und einen Werbeanteil von maximal dreißig Prozent sorgt Network.

Niels Hoffmann sieht das ganze mit gemischten Gefühlen: „Bei der Auswahl muss man aufpassen, das es kein Konservenprogramm wird, sonst ist das Medium tot. Andererseits stellt es eine gute Vandalismusprofilaxe dar und lenkt die Fahrgäste ab.“ Auch Bernd Winkelmann von den Stadtwerken in Dortmund fragt: „Tun wir unseren Fahrgästen etwas gutes, oder nerven wir sie mit der zusätzlichen Werbefläche? In der Bahn lese ich doch lieber eine Zeitung.“ Die Dortmunder Stadtwerke setzen auf Infoscreens in den Stadtbahnanlagen und auf den Bahnsteigen. Bei der BOGESTRA in Bochum wird zur Zeit über ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem diskutiert, dass die Fahrpläne mit Infos versorgen soll. „Wir suchen noch nach Verhandlungspartnern für das funkgesteuerte System“, sagt Pressesprecherin Sandra Bruns. „Das Fahrgast-TV behalten wir uns optional vor,“ fährt sie fort.

Als bundesweit größter Verkehrsverbund, musste die Rheinbahn bei ihrem Bahn-TV aus Gründen der Lärmbelästigung auf den Einsatz von Tönen verzichten. „Geräusche polarisieren stark, bei Bildern besteht kein Muss dahin zu gucken“, erläutert Schumacher.