Quengelfrei im Park

Wenn Kinder sich auf dem Rummel amüsieren wollen, kostet das nicht nur Geld, sondern auch Nerven. In etwa genauso teuer, aber stressfreier ist ein Tag im Hansa-Park an der Ostsee

von Kaija Kutter

Mit etwas zittriger Hand schließt der Mann den Riegel der Fahrgondel. Die Glut seiner Zigarette in der anderen Hand ist anderthalb Zentimeter lang. Ein Schnellkarussell auf dem Hamburger Dom. Rambazambawambaqietsch, es geht los, die drei Schulkinder werden auf ihrer Sitzbank um die eigene Achse gewirbelt. Sie lachen und klammern sich fest, um die für ihre kleinen Körper doch recht heftige Fliehkraft auszugleichen. In der Nachbargondel hält ein Vater ein etwa zweijähriges Kleinkind auf dem Schoß. Das Gerät, so steht am Kassenhaus geschrieben, ist erst ab vier Jahren erlaubt. Aber die junge Kassiererin hat den Kleinen beim Verkauf des Chips für 2,50 Euro wohl übersehen. Das Kind brüllt. Der Vater hält es krampfthaft fest. „Entschuldigen Sie, da ist ein Kleinkind, das weint“, sagt eine Zuschauerin zur Kassenfrau. Die guckt kurz hin, zuckt mit den Schultern. Der Dom ist eben was für die Harten. Undenkbar, dass sie dem „Whobaabooubaaaduhhh“-kreischenden Kollegen an Mikrophon und Steuerpult ein Zeichen gibt, er möge das Karussell anhalten, Vater und Kleinkind aussteigen lassen und für die übrigen Gäste neu starten.

So ein Dom-Besuch ist für Eltern mit Kindern nicht immer ein Vergnügen. Einmal die Frage, wie sicher ist das Fahrgerät und wo dürfen die Kinder ab welchem Alter alleine rein? Und dann die nie endenwollende Diskussion darum, wie viel „Sachen“ die Kinder „dürfen“. „Mama, du bist doof“, schimpft der Sohn am Ende mit wutverzerrtem Gesicht, weil die zähen Versuche, nach dem zehnten, elften und zwölften Gerät noch ein dreizehntes durchzusetzen, scheitern. Immerhin, bei einem durchschnittlichen Preis von zwei Euro sind wir jetzt schon bei etwa 25 Euro (Altwährung 50 Mark) pro Kind angelangt.

Da lohnt schon bald die Fahrt zum „Hansa-Park“ bei Sierksdorf an der Ostsee, der 2003 für seine Familienfreundlichkeit ausgezeichnet wurde. „Zu Recht“, wie ein Hamburger Vater findet, der mit seinen Kindern schon dreimal da war. „Die achten auf Freundlichkeit, auf Sicherheit, auf Sauberkeit, und es gibt keine Betrunkenen wie auf dem Dom.“ Einmal am Eingang den doch recht hohen Eintritt bezahlt – 19,50 Euro für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren, 17,50 Euro für Kinder ab vier Jahren – kann man danach das Portemonnaie in der Tasche lassen. Keine nervigen Diskussionen mit dem Nachwuchs: sie können die 33 Fahrattraktionen von Achterbahn bis Wildwasserfahrt so oft nutzen, wie sie wollen.

Allerdings mit Einschränkung: für manche Geräte müssen die Kinder eine bestimmte Mindestgröße oder ein bestimmtes Alter erreicht haben. Ist ein Kind zu klein, wird es ihm meist „freundlich, aber bestimmt“ vom geschulten Aufsichtspersonal gesagt. „Geweint oder gequengelt wird dort nicht“, berichtet der Vater. „Die Kinder finden immer genug Dinge zum Anfassen, Ausprobieren, Klettern oder Toben.“ Fast schon Leid tue ihm deshalb der Puppenspieler, der eine gewisse Mühe hat, mit seiner Klingel die Kinder in sein Stück „Seeräuber entführt Kasper“ zu locken. Und wolle er mal seine Ruhe haben, so der Vater weiter, setze er sich mit Tochter und Sohn in die „Dubidu“-Bahn, wie seine Kinder sie tauften, ein Boot, das zu Walzerklängen gemächlich durch eine Blumenlandschaft schwimmt und so beliebt ist, dass manche Besucher am Ende nicht aussteigen wollen.

Unterhalten werden die Gäste auch durch Varietés und Seelöwenschau, Begrüßungskapelle, Abschlusskapelle und Parade der gesamten künstlerischen Mitarbeiter zwischendurch. „Es steckt ein Konzept dahinter. Du wirst nicht von jeder Bude mit einer anderen Musik angebrüllt“, erklärt eine ebenfalls angetane Besucherin. „Es macht auch einfach nur Spaß, sich die liebevolle Gestaltung des Parks anzuschauen.“ Dort gebe es zwar viel Plastik, aber eben auch viele Blumen – selbst ein Bauern- und Kräutergarten und eine Schmetterlingsinsel sind seit neuestem zu bestaunen.

Irgendwann am Ende des Tages hätten die Kinder genug und seien auch ohne Gequengel zur Heimfahrt bereit, versichern überzeugte Hansa-Park-Besucher. Als „Dankeschön“ für die Gäste gibt es am Ausgang eine Ermäßigungskarte, die einen zweiten Besuch für 11 Euro (44 für die vierköpfige Familie) ermöglicht. Eine Saisonkarte ist für 60 Euro zu haben.

Doch auch bei einem gut konzeptionierten Freizeitpark ist vom Dauerbesuch wohl abzuraten. „Kinder müssen auch die Gelegenheit haben, zur Ruhe zu kommen, von sich aus kreativ zu werden und selber etwas zu entwickeln“, erklärt Gaby Dombusch, Referentin im Hamburger Büro für Suchtprävention. Sie empfiehlt Familien, im Anschluss „einfach noch ans Meer zu fahren“.