: Gelebter Internationalismus
Vor 20 Jahren wurde der Nicaragua-Verein gegründet. Er setzte die Städtepartnerschaft mit León durch und hält sie am Leben. Koordinationsstelle für Entwicklungshilfe
2004 ist ein Jahr der Jubiläen: 25 Jahre sandinistische Revolution in Nicaragua, 20 Jahre Nicaragua-Verein Hamburg, 15 Jahre Städtepartnerschaft Hamburg–León. Letzteres, die Partnerschaft mit der zweitgrößten Stadt Nicaraguas, war eines der großen Ziele des Vereins, der aus der Solidaritätsbewegung mit der sandinistischen Revolution entstand. Der Verein hält die Partnerschaft am Leben. Er koordiniert die Kontakte Hamburgs mit Nicaragua und trägt damit ein zentrales Stück Hamburger Entwicklungshilfe.
Im Dezember 1983 war die erste Arbeitsbrigade aus Deutschland in Nicaragua eingetroffen. Ihre Mitglieder, darunter Wolf Dietrich Harlos, Jürgen Kaffer und Matthias Schindler aus Hamburg, versuchten ein Zeichen zu setzen gegen die Angriffe der USA auf die sandinistische Revolution. Der Verein begann seine Arbeit 1984 mit dem Organisieren von Bildungsreisen nach Nicaragua. Um das Bewusstsein für die Probleme des Landes zu schärfen, wurde die Nicaragua-Zeitung gegründet, die heute noch vierteljährlich in einer Auflage von in der Regel 2.200 Stück erscheint. Einige, die von den Reisen zurückkamen, hielten Vorträge, organisierten Fotoausstellungen und Demonstrationen.
Der Zulauf zur Solidaritätsbewegung habe mit wachsendem Abstand zur Revolution abgenommen, erzählt Gerda Palmer, die 1988 nach einer Bildungsreise zum Verein stieß. „Die jungen Leute kennen davon nichts mehr, die betreiben Entwicklungshilfe.“ Einen starken Einbruch habe es nach der Abwahl der Sandinisten 1990 gegeben. Dafür erzeugte der verheerende Hurricane Mitch 1998 eine neue Welle der Unterstützung.
Nach wie vor spenden 23.000 ehemalige und aktive Beschäftigte der Stadt Hamburg die Cents hinter dem Komma ihres Nettogehalts für León. Zusammen mit Behörden und Gewerkschaften richtete der Verein dort Schulcontainer ein, verbesserte die Abwasserentsorgung und organisierte Kredite für Kleinbauern. Organisiert von der Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände (AGFJ) besucht im jährlichen Wechsel eine Gruppe Jugendlicher Hamburg bzw. León. Trotz des Regierungswechsels 2001 laufe die Arbeit nach wie vor gut, sagt Palmer. knö
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