: Bessere Welt in Aussicht
Die Werkstatt 3 in Ottensen leistet seit 25 Jahren einen Beitrag zur Völkerverständigung. Nicht nur die so genannte Dritte Welt, sondern auch Osteuropa im Blick. Bildungsangebote für Jugendliche
von GERNOT KNÖDLER
Peter Jorzick hatte offenbar schon immer ein Händchen für ausgemusterte Immobilien und deren Möglichkeiten. 1978 sei der spätere Steg-Geschäftsführer mit der Idee angekommen, die ehemalige Seifenfabrik Dralle im Ottenser Nernstweg zu einem Dritte-Welt-Zentrum umzufunktionieren, erzählt Dieter Beger, Gründungsmitglied der Werkstatt 3. Beger: „Es war wildromantisch. Überall hingen von den Decken Leitungen, aus denen Seifenlauge tropfte.“ Jorzick habe sich gleich ausgemalt, wo neue Wände zu mauern wären und wo die Kneipe einziehen könnte. Es brauchte 100.000 Mark Startkapital von der evangelischen Kirche, einen Haufen Sachspenden und ein Dreivierteljahr ehrenamtlicher Arbeit, bis das „Kommunikations- und Informationszentrum für Entwicklung, Frieden und Menschenrechte Werkstatt 3“ (W3) im Sommer 1979 eröffnet werden konnte.
Verschiedene Gruppen aus den Bereichen Entwicklung, Menschenrechte, Frieden und Ökologie hatten schon länger überlegt, ob es nicht sinnvoll sein könnte, ihre Aktivitäten zu bündeln. Einige von ihnen, etwa die Kinderschutzorganisation Terre des Hommes, wo Beger aktiv war, oder die Organisation für fairen Handel „Gepa“ logierten in der alten Markthalle, wo sie sich Beger zufolge „deplatziert“ fühlten. Die alte Fabrik im von Betonierung bedrohten Ottensen schien ihnen und weiteren Gruppen der richtige Ort zu sein, um unter ein Dach zu ziehen.
Selbiges ging höchst legal vonstatten: Der 1979 gegründete Verein Werkstatt 3 mietete die ersten drei Etagen der Fabrik. Zu einem anderen Modell kam es erst später, nachdem die Nachbargebäude besetzt worden waren. Es gründete sich der Werkhof Ottensen mit dem Verein „Zusammen leben und arbeiten“ als Nutzergemeinschaft, die den gesamten Gebäudekomplex zunächst in Erbpacht übernahm und später mit Hilfe des Mäzens Peter Hausmann kaufte.
Die W3 ist Teil der ähnlich wie eine Genossenschaft organisierten Nutzergemeinschaft. Sie richtet kulturelle und politische Veranstaltungen zu Themen der Einen Welt aus und vermietet ihrerseits Büros und Veranstaltungsräume an ihre Mitgliedsgruppen und andere Initiativen: vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) bis zur Mexiko-Gruppe Zapapres. Ein 1994 gegründetes Bildungswerk versucht Schülern und Lehrern die Entwicklungspolitik zu erklären. „Wir wollten für die gesamte Szene ein Forum sein“, sagt Bernhard Riggers, seit 23 Jahren im Vorstand der W3.
Während sich das Zentrum selbst nicht politisch äußerte, eckten seine Mitlgieder zum Teil um so mehr an. Die Anti-AKW-Bewegung, die mit dem Anti-Atom-Büro-Hamburg im Zentrum vertreten ist, ist konservativen Politikern ein Dorn im Auge. Zuletzt hatte im Spätherbst 2002 die CDU, flankiert von der Bild-Zeitung, unterstellt, die W3 unterstütze „militante Globalisierungsgegner“. Die Vorwürfe erwiesen sich als haltlos und änderten auch unter der Ägide der CDU nichts an der Förderung durch die Kulturbehörde.
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